Mikrophotographie

[787] Mikrophotographie (griech.), die photographische Aufnahme des durch das Mikroskop erzeugten vergrößerten Bildes eines mikroskopisch kleinen Gegenstandes. Die einfachste Herstellung eines Mikrophotogramms geschieht mit Hilfe des Sonnenmikroskops, indem man den durch Sonnenlicht beleuchteten kleinen Gegenstand durch das Objektiv des Mikroskops auf eine weiße Wand oder einen weißen Schirm projiziert und von diesem Projektionsbilde mit Hilfe eines photographischen Apparates auf gewöhnlichem Weg eine Aufnahme macht. Die weiße Wand kann auch direkt durch eine lichtempfindliche Platte ersetzt werden, wobei aber in den vollständig verdunkelten Arbeitsraum nur das zur Beleuchtung des Objekts erforderliche Licht eintreten darf. Auf diese Weise sind bereits 1840, bald nach der durch Daguerre erfolgten Einführung der lichtempfindlichen Platten, von Donné in Paris die ersten Mikrophotogramme hergestellt worden. Dieses Verfahren ist praktisch sehr umständlich und beschwerlich, und die Mikrophotographen haben daher frühzeitig Apparate konstruiert, bei denen Mikroskop und photographische Camera lichtdicht miteinander verbunden waren. Derartige hinsichtlich ihrer Handlichkeit und hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit sehr vervollkommte Apparate werden heute unter Verwendung sämtlicher Hilfsmittel der optischen Technik angefertigt. In erster Linie hängt die Güte eines Mikrophotogramms ab von der Güte des verwendeten Mikroskops. Als Camera kann jede beliebige bessere Reisecamera verwendet werden. Mikroskop und Camera müssen in lichtdichter, aber nicht starrer Verbindung stehen, damit nicht etwaige Erschütterungen der Camera auf das Mikroskop übertragen werden und die Stellung des Objekts verändern. Zunächst benutzte man zu mikrophotographischen Arbeiten als Lichtquelle ausschließlich direktes Sonnenlicht. Dieses steht aber nicht immer zur Verfügung. Außerdem muß man zur Kompensierung der scheinbaren Bewegung der Sonne einen Heliostaten einschalten, und anderseits läßt sich infolge atmosphärischer Einflüsse eine[787] gleichmäßige Helligkeit kaum erzielen. Man benutzt deshalb immer mehr künstliche Lichtquellen, am besten wegen seiner intensiven Helligkeit elektrisches Bogenlicht, doch können, wenn eine elektrische Starkstromanlage nicht verfügbar ist, auch Petroleumlampen, Gaslampen, Auersches Glühlicht, Knallgaslampen etc. zur Verwendung kommen. Um möglichst große Helligkeit sowie gleichmäßige Beleuchtung zu erzielen, hat man Beleuchtungslinsen (Kondensoren) eingeführt, durch welche die von der Lichtquelle ausgehenden Lichtstrahlen zu einem Lichtquellenbild gesammelt werden. Dieses wird dann durch einen Hilfskondensor durch das Objekt hindurch in die Vergrößerungslinse projiziert, wodurch man auf einfache Weise eine Anpassung des Beleuchtungskegels an den Bildwinkel des zur Aufnahme dienenden Objektivs erhält. Bei der Ausführung der mikrophotographischen Aufnahmen muß der gesamte Apparat genau zentriert sein und die Zentrierung während der ganzen Dauer der Belichtung scharf eingehalten werden; denn schon durch die geringsten Erschütterungen, wie sie z. B. durch auf der Straße vorüberfahrende Wagen sowie durch das Herumgehen von Personen hervorgerufen werden, wird die Güte des Mikrophotogramms wesentlich beeinflußt. Das zu photographierende mikroskopische Präparat muß von tadelloser Beschaffenheit sein. Die Dicke eines Schnittes darf für schwache Vergrößerungen 10 a, für starke 5 a nicht übersteigen. Außerdem müssen die Schnitte richtig gefärbt sein und vollkommen glatt liegen, weil durch Falten und Unebenheiten die Schärfe des Bildes wesentlich beeinträchtigt wird. Die lichtempfindliche Platte ist dem Auge in vieler Beziehung weit überlegen. Die feinsten Einzelheiten und die zartesten Gebilde, welche die Natur überhaupt geschaffen hat, und die dem Auge auch im besten Mikroskop nur schwach und undeutlich erkennbar sind, werden scharf und naturgetreu abgebildet, aber auch sämtliche Verunreinigungen und Mängel des aufzunehmenden Präparats werden mit erschreckender Objektivität wiedergegeben. Ebenso beeinträchtigen sämtliche Fehler, die beim Exponieren und Entwickeln sowie beim Kopieren begangen worden sind, den Wert des Bildes in hohem Maße. Vgl. Neuhauß, Lehrbuch der M. (2. Aufl., Braunschw. 1898); Kaiserling, Lehrbuch der M. nebst Bemerkungen über Vergrößerung und Projektion (Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 787-788.
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