Milĭartuberkulose

[811] Milĭartuberkulose, eine durch plötzliches Auftreten sehr zahlreicher kleinster Tuberkelknötchen gekennzeichnete Erkrankung. Diese, die verschiedensten Körperorgane durchsetzenden, eben noch mit unbewaffnetem Auge erkennbaren Knötchen entstehen durch gleichzeitigen Einbruch von Tuberkelbazillen aus einem ältern tuberkulösen Krankheitsherd in die Blutbahn. Der ursprüngliche Herd, von dem aus die allgemeine Infektion des Körpers mit Tuberkelbazillen ausgeht, ist in manchen Fällen im Leben nicht nachweisbar, so daß scheinbar gesunde Menschen von M. befallen werden; sehr häufig ist Lungenschwindsucht, oder tuberkulöse Knochen- und Gelenkleiden der Ausgangspunkt der Erkrankung. Nicht selten brechen tuberkulöse Lymphdrüsen, die mit benachbarten Blutadern verwachsen sind, in diese durch und mischen ihren bazillenführenden erweichten Inhalt dem Blut zu. Die miliaren (hirsekornartigen, von lat. milium) Knötchen finden sich besonders häufig und zahlreich in Lungen, Nieren, Milz und Leber, oft auch in den Hirnhäuten. Die Krankheitserscheinungen ähneln häufig denen bei Unterleibstyphus; unter hohem Fieber Kopfschmerz, Benommenheit, Abmagerung verläuft die M. in mehreren Wochen ausnahmslos tödlich. Sind vorwiegend die Lungen befallen, so ist starke Kurzatmigkeit, Blausucht, Husten besonders auffällig, der Verlauf ist dann meistens etwas langwieriger. Der tuberkulösen Hirnhautentzündung wird die M. sehr ähnlich, wenn die Hirnhäute stark beteiligt sind. Es gibt auch eine langsamer verlaufende, von besserm Befinden vorübergehend unterbrochene und erst nach 2–3 Monaten zum Tode führende M. Die Behandlung ist bei der M. machtlos und kann nur einzelne Krankheitserscheinungen lindern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 811.
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