Monothelēten

[80] Monothelēten (griech.), Bezeichnung derjenigen Partei in der orientalischen Kirche, die im Gegensatz zu der rechtgläubigen Lehre, wonach die zwei Naturen auch zwei Willen forderten, an einem gottmenschlichen Willen in Christus festhielten. Der Kaiser Heraklios (s. d.) hatte 633 auf den Rat seines Patriarchen Sergius diese Formel zur Grundlage einer Einigung zwischen Diphysiten und Monophysiten (s. d.) machen wollen. Aber die diphysitische Orthodoxie witterte hinter dem neuen Schlagwort die alte monophysitische Ketzerei. Es entstand ein heftiger Streit, den Heraklios und sein Nachfolger Konstans 11. durch vermittelnde Edikte (»Ekthesis« 638, »Typos« 648) vergeblich beizulegen versuchten. Während Papst Honorius I. (s. d.) an der monotheletischen Formel nichts auszusetzen fand, wurde sie von Papst Martin I. auf der ersten Lateransynode 649 und von dem sechsten ökumenischen Konzil in Konstantinopel unter Führung des Papstes Agatho 680–681 verworfen und hier bestimmt, daß in Christus zwei den beiden Naturen entsprechende Willen und Wirkungsweisen seien, wobei sich der menschliche Wille dem göttlichen stets unterordne. Aus den Überresten der kirchlich ausgeschiedenen M. entstand die Sekte der Maroniten (s. d.). Vgl. Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Bd. 2 (3. Aufl., Freiburg 1894); Owsepian, Die Entstehungsgeschichte des Monotheletismus (Leipz. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 80.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika