Heraklĭos

[187] Heraklĭos (Herakleios), Kaiser des oström. Reiches, geb. 575, gest. 641, Sohn des gleichnamigen Statthalters von Afrika, stürzte 610 den Usurpator Phokas (s. d.) und bestieg selbst den Thron, den seine Nachkommen bis ins vierte Geschlecht behauptet haben. Er stellte die Disziplin des Heeres wieder her, entriß dem Perserkönig Chosroes II., der ganz Vorderasien erobert hatte, dasselbe wieder in mehreren glücklichen Feldzügen (622–628), drang selbst bis in das Innere des persischen Reiches ein und schloß nach Chosroes' Tode (628) mit dessen Sohn Siroes einen Frieden, durch den die alten Grenzen wiederhergestellt und ihm das von den Persern in Jerusalem erbeutete Kreuz Christi zurückgegeben wurde (14. Sept. 629, Fest der Kreuzeserhöhung). In den theologischen Streitigkeiten über die Natur Christi suchte H. zwischen der orthodoxen Partei und den Monophysiten zu vermitteln und erließ ein Glaubensgesetz, daß trotz der zwei. Naturen doch nur ein Wille in Christus sei. Dieses Gesetz erregte neue Spaltungen, die H. vergeblich surch ein Edikt (Ekthesis) 638 zu beendigen suchte; die Monotheleten wurden später verdammt, haben sich aber in den Maroniten erhalten. H. mußte noch erleben, daß sich die Araber Syriens und Ägyptens bemächtigten. Kurz vor seinem Tod ernannte er seine beiden Söhne Konstantin und Herakleonas zu gemeinschaftlichen Thronerben. Vgl. Drapeyron, L'empereur Héraclius et l'empire byzantin an VII. siècle (Par. 1869); Kretschmann, Die Kämpfe zwischen H. I. und Chosroës II. (Güstrow 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 187.
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