Murcĭa [2]

[284] Murcĭa, die Hauptstadt des alten Königreichs und der jetzigen span. Provinz gleiches Namens (s. oben), 43 m ü. M., in fruchtbarer, wohlbewässerter Huerta (10,769 Hektar), am linken Ufer des Segura, über den eine prächtige Brücke führt, und an den Eisenbahnlinien Madrid-Cartagena und M.-Alicante gelegen, hat meist breite, schöne Straßen und Plätze, eine große, reich ausgestattete Kathedrale (1358 im gotischen Stil begründet, im 16. Jahrh. umgebaut), mit hohem Glockenturm (6 Stockwerke), einen bischöflichen Palast, eine maurische Getreidehalle, ein Priesterseminar, eine Normalschule für Lehrer und Lehrerinnen, eine höhere Bürgerschule, eine Zeichen- und Bauschule, 2 öffentliche Bibliotheken, Museum, Theater und einen Zirkus, hübsche Anlagen mit einem Denkmal des Staatsmannes Floridablanca und (1900) 111,539 Einw., die sich vorzugsweise mit Frucht- und Ölbau, Seidenraupenzucht, Seidenspinnerei und -Weberei, Espartoflechterei, Soda-, Salpeter- und Pulverfabrikation, Verfertigung von musikalischen Instrumenten, namentlich Gitarren, Fabrikation von Wolldecken und Glas beschäftigen. M. ist Sitz des Gouverneurs, eines Handelsgerichts und eines Bischofs. – M. gilt für das alte Vergilia. Als M. wird es zuerst 747 erwähnt, war unter den Omaijaden Vorort eines der sechs spanischen Militärdistrikte, später Hauptstadt der Thaheriden. Obwohl schon 1236 und wieder 1240 von den Christen erobert, wurde es doch erst 1266 endgültig von Alfons X. von Kastilien in Besitz genommen. Die Stadt hatte 1651 durch Wassersnot, 1829 durch ein Erdbeben und 1879 durch Überschwemmungen schwer zu leiden. Vgl. Remiro, Historia de M. musulmana (Saragossa 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 284.
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