Musterwirtschaften

[329] Musterwirtschaften, Wirtschaften, die durch ihre Einrichtung und Führung andern Wirtschaften zum Muster dienen sollen. Zu der Zeit, als es bei uns noch an Gelegenheit zur Erlernung richtigen landwirtschaftlichen Betriebes fehlte, waren gut geführte Wirtschaften einzelner Privaten die von den Standesgenossen eifrig besuchten Orte, um sich durch Augenschein von dem Bessern belehren zu lassen (soz. B. Thaers Wirtschaft in Celle, s. Landwirtschaft, S. 133). Dadurch veranlaßt, errichteten dann die Regierungen solche M. in Verbindung mit den Lehranstalten für Landwirte. So entstand die Akademie mit Musterbetrieb und so die Meinung, daß eine Lehranstalt ohne diese Zugabe wirkungslos bleibe. Man vergaß aber dabei, den Besuchern auch Einsicht in die verwendeten Mittel zu gewähren, und als es dann bald nicht mehr an einer genügenden Zahl von gut geführten Wirtschaften fehlte und diese selbstverständlich größern Vertrauens sich erfreuten als jene, die aus Staatsfonds unterhalten wurden, verloren allmählich die M. an Interesse.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 329.
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