Mysĭen

[345] Mysĭen, alte Landschaft Kleinasiens, die Nordwestecke der Halbinsel umfassend (s. Karte »Altgriechenland«), war im O. von Phrygien und Bithynien, im S. von Lydien begrenzt und bestand aus: Klein-Phrygien, zum Teil von thrakischen Stämmen bewohnt, an der Propontis; dem eigentlichen M., im Innern; Troas, dem nördlichen Teil der Westküste; Äolis, dem südlichen Teil derselben, und Teuthrania, an der Südgrenze. Es ist eine waldige, an Städten arme Binnen- und Berglandschaft, die erst in römischer Zeit unter dem gemeinsamen Namen M. begriffen wird. Die Hauptgebirge sind: der Ida (Kaz Dagh) und der mysische Olympos (Keschisch Dagh) im N., der Temnos (Demirdschi Dagh) im S. Die Westküste bildet zwei große Meerbusen, den von Adramyttion (Edremid) und von Eläa. Die Flüsse sind Rhyndakos (Adranos Tschai), Makestos (Susurlu), Äsepos (Gönen Tschai), der berühmte Granikos (Bigha Tschai); in Troas der Skamandros (Menderez Tschai) und in Teuthrania der Kaikos (Bakyr Tschai) mit dem Ketios (Bergama Tschai), an dem die wichtigste Stadt des Landes, Pergamon (s. d.), lag. Die Bewohner Mysiens bestanden aus Phrygiern, Troern, Äoliern und den eigentlichen Mysiern. Letztere waren ein einfaches Hirtenvolk, das sich zum Teil von der Perserherrschaft frei erhielt, in Europa bis an die Donau (hier Moesi genannt) saß und wahrscheinlich von Asien nach Europa (nicht umgekehrt) gewandert ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 345.
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