[809] Nossairĭer (Nusairier, falsch Anssarier), mohammedanische Sekte zwischen dem Libanon und Antiochia, von einer der extremen Schiitengruppen (Karmaten?) ausgegangen. Sie erklären sich selbst für Mu'minîn (d.h. Muslimîn, Gläubige); doch ist ihre Religion ein Gemisch von Schiitismus, christlichem Gnostizismus und altsyrischer Naturreligion. Gott, in dem fünf Personen unterschieden werden, soll in jeder derselben siebenmal als Mensch oder Engel, z. B. als Adam, Moses, Jesus, Mohammed, Ali etc., auf Erden erschienen sein, aber sich, da er allemal Gegner fand, in die Sonne zurückgezogen haben, weshalb sie diese anbeten. Auch nehmen sie eine Seelenwanderung an; doch bedarf die Seele des gläubigen Nossairiers nur einer gewissen Zeit zur Heiligung und wird endlich unter die Sterne versetzt. Wie die Drusen, deren Todfeinde sie jetzt aber sind, glauben sie an einen Mahdi, wie die Schiiten verehren sie besonders Ali. Ihre Sittenlehre soll Barmherzigkeit, Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Genügsamkeit etc. anempfehlen, doch werden ihnen von den Drusen allerhand Scheußlichkeiten, besonders im Verkehr der Geschlechter, nachgesagt. Zu den Zeiten der Kreuzzüge war diese Sekte in Syrien und Mesopotamien weit verbreitet; später aber wurde sie besonders auf die Gebirge von Latakia beschränkt, die sie noch gegenwärtig, etwa 75,000 Köpfe stark, als eine den Türken zwar zinsbare, sonst aber selbständige Völkerschaft innehat. Ihr Name, ursprünglich wohl ein Spottname, dürfte »Christlein« bedeuten. Sie heißen auch Chassebiten, nach ihrem Hauptlehrer Chassêbi. Genaueres über ihre Lehre, die sie streng geheimhalten, erfuhr man erst 1847. Vgl. »Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 2 und 3; »Journal asiatique«, 1848 und 1879; Dussaud, Histoire et religion des Nosairis (Par. 1900) u.a.