Odaliske

[897] Odaliske (türk., eigentlich Odalyk, »Zimmergefährtin«), türk. Bezeichnung für eine weiße Sklavin, die zu ihrem Herrn in ein vertrauteres Verhältnis getreten ist. Sobald sie ihrem Herrn ein Kind gebiert, wird sie frei, und ihr Kind ist legitim. Im kaiserlichen Harem gibt es Hunderte von Odalisken, meist Kaukasierinnen, aus deren Zahl der Sultan, der niemals eine freie Türkin heiraten darf, in der Regel seine Kadinen (legitimen Frauen) wählt, unter denen die übrigen Odalisken als Dienerinnen verteilt werden. Zu den Odalisken gehören die Favoritinnen, IkbālGlück«) genannt, d.h. diejenigen Insassen des Harems, denen der Sultan tatsächlich seine Gunst zugewendet hat, ferner die Gösdes (gösde, »im Auge«), auf die der Sultan sein Auge geworfen hat, die aber noch nicht zu Favoritinnen erhoben sind, und schließlich die übrigen Sklavinnen, die in Kalfas (Meisterinnen, d.h. Kammerfrauen, welche die Aussicht über die übrigen Dienerinnen des Harems haben) und Halâiks (niedere Sklavinnen) zerfallen, von denen die hübschesten als Musikantinnen, Sängerinnen, Tänzerinnen und Schauspielerinnen für Pantomime ausgebildet werden. Mit dieser Stellung beginnt die Mehrzahl der Odalisken ihre Laufbahn. Alle Odalisken stehen unter dem Oberbefehl der Hasnadar Usta, Schatzmeisterin oder Generalintendantin und Zeremonienmeisterin des kaiserlichen Harems. Die Odalisken sind Sklavinnen in bevorzugter Stellung, nicht Mägde. Auch die O., die nicht Kadin ist, kann Vâlide Sultan, d.h. Sultanin-Mutter, werden, nämlich sobald ein von ihr geborner Sohn den Thron besteigt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 897.
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