Odyniec

[909] Odyniec (spr. odǘnjez), Antoni Edward, poln. Dichter, geb. 1804 auf dem väterlichen Gut Giejstuny in Litauen, gest. 15. Jan. 1885 in Warschau, studierte 1821–24 die Rechtswissenschaft in Wilna, wo er sich mit Mickiewicz und dessen Kreis befreundete, und wurde ein eifriger Vertreter der Romantik. Er begann seine literarische Tätigkeit mit einer trefflichen Übersetzung von Bürgers »Lenore« und ließ dann 2 Bände DichtungenPoezye«, Warschau u. Wilna 1825) erscheinen, die vom Geist echtester Romantik durchhaucht waren. Von 1826–29 in Warschau lebend, gab er die bald vielgelesene Zeitschrift »Melitele« heraus, an welcher die bedeutendern jüngern Dichter Mitarbeiter waren. Nachdem er 1829–30 in Begleitung von Mickiewicz eine Reise nach Deutschland und Italien unternommen, auf der auch Goethe ein Besuch abgestattet wurde (vgl. Bratranek, Zwei Polen in Weimar, Wien 1870), lebte er eine Zeitlang in Dresden, dann in Leipzig, wo er seine vorzüglichen Übersetzungen aus Byron, Moore und W. Scott veröffentlichte, und kehrte 1837 nach Wilna zurück, um die Redaktion des amtlichen »Kurjer Wileński« zu übernehmen (1840–60). Auf dem dramatischen Gebiet, das er bereits 1829 mit dem Sittendrama »Izora« betreten hatte, ließ er während dieser Zeit »Felicyta« (1849), »Barbara Radziwillowna« (1858) u. »Jerzy Lubomirski« (1860) folgen. Seit 1866 lebte er wieder in Warschau. Großes Aufsehen hatte er durch die Veröffentlichung seiner Reisebriefe (»Listy z podróży«, Warsch. 1875–78, 4 Bde.) erregt. Seine lyrischen Gedichte, Balladen und Legenden erschienen gesammelt in 2 Bänden (4. Aufl., Warsch. 1875).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 909.
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