Orcīn

[99] Orcīn (Orcit) C7H8O2 oder C6H3(CH3)(OH)2 findet sich zum Teil fertig gebildet in den Flechten (Roccella-, Lecanora-Arten), die zur Darstellung von Orseille und Lackmus dienen, und entsteht aus der in[99] diesen Flechten enthaltenen Orsellinsäure CH2(CH3)(OH)2.COOH einer Dioxytoluylsäure, die bei 176° unter Zerfall in Kohlensäure und O. schmilzt und auch beim Erhitzen mit Kalk Kohlensäure und O. liefert. O. entsteht ferner beim Schmelzen von Aloe-Extrakt oder chlortoluolsulfosaurem Kali mit Ätzkali und kann daher aus Teerbestandteilen erhalten werden. O. ist ein Dioxytoluol, es bildet farb- und geruchlose Kristalle mit einem Molekül Kristallwasser, schmeckt süß, ekelerregend, löst sich leicht in Wasser, Alkohol und Äther, schmilzt bei 56° im Kristallwasser, wasserfrei bei 107°, sublimiert bei 290°, wird an der Luft rötlich, durch Eisenchlorid blauviolett und gibt bei gleichzeitiger Einwirkung von Ammoniak und Sauerstoff Orceïn (Flechtenrot) C28H24N2O7. Dies ist amorph, rot, schwer löslich in Wasser, leicht in Alkohol; aus seiner purpurfarbenen Lösung in Alkalien fällen die meisten Metallsalze unlösliche Farblacke, mit Chlorkalk färbt es sich blutrot, und durch Reduktionsmittel wird es entfärbt. Es ist der Hauptbestandteil der Orseille.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 99-100.
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