Philippeville

[782] Philippeville (spr. filipp'wil'), 1) Hauptstadt eines Arrondissements und ehemalige Festung in der belg. Provinz Namur, 290 m ü. M., an der Eisenbahn Walcourt-P., mit Staats-Knabenmittelschule und (1903) 1318 Einw.; in der Umgebung Marmor- und Steinbrüche, Hochöfen, Brauerei und Sägemühle. P., ursprünglich Corbigny, wurde durch Maria von Ungarn, Karls V. Schwester, 1555 befestigt und nach ihrem Neffen Philipp II. benannt. 1659–1814 gehörte es zu Frankreich, dann zum Königreich der Niederlande und fiel 1830 an Belgien. Die Festungswerke sind jetzt geschleift. – 2) Arrondissementshauptstadt (1838 gegründet) im alger. Depart. Konstantine, an offener Bucht, der durch großartige Dämme ein sicherer Hafen abgewonnen ist, durch Eisenbahn mit Konstantine verbunden, für das es mit dem nördlicher gelegenen Stora (Sardinenfischerei) der Hafen ist, hat eine katholische und eine evang. Kirche, Moschee, Theater, Archäologisches Museum, Kasernen auf dem Dschebel Skikda, Militär- und Zivilhospital, höhere Schule und Zitadelle, ist Sitz eines Gerichtshofs, eines Friedensgerichts, einer Handelskammer und hat (1901) 14,843 Einw. Fabrikation von Kornbranntwein, Korkpfropfen und Korkplatten und bedeuten der Transithandel zwischen Europa, dem östlichen Algerien und der östlichen Sahara wird betrieben. Dampfschiffahrt besteht mit Algier und Marseille. Es liefen 1903 aus Europa ein 307 Schiffe mit 223,034 (Frankreich: 233 mit 182,368); die Küstenschiffahrt (der französischen Flagge vorbehalten) brachte 1903 im Eingang 985 Schiffe mit 317,891 Ton. – Das Arrondissement P. (4032 qkm) hat (1901) 135,355 Einw., darunter 12,877 Franzosen und 7219 Fremde. Die Stadt nimmt die Stelle der phönikischen Stadt Rus-Licar ein, von den Römern in Rusicada, von den Arabern in Ras-Skikda umgewandelt. Rusicada erscheint 255 als Bischofssitz. Die Franzosen fanden 1838 nur einen Trümmerhaufen vor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 782.
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