Piassāba

[857] Piassāba (Piassava), die Fasern der Blattscheiden einer Palme, Attalea funifera in Brasilien, die nach Zerstörung der übrigen Gewebteile durch die Atmosphärilien als dicke, braune, fischbeinartig biegsame Fäden frei am Stamm herabhängen und zu Matten, Seilen etc. benutzt werden. Diese Faser (auch Chiquechique, Monkey-Gras, Paragras) wurde zu Beginn der 1860er Jahre in Europa bekannt, sie ist bis 1,85 m lang, meist stark abgeplattet, 0,8–2,5, auch 3,5 mm breit und an einer oder zwei Seiten stark abgeplattet, braun, sehr elastisch, doch in der Hand zerbrechbar. Sie kommt aus Brasilien und andern Teilen Südamerikas in den Handel. Afrikanische P. (Baßfaser, Bastfaser), von der Palme Raphia vinifera aus Westafrika, Kamerun, Togo, ist bis 60 cm lang, abgeplattet, 1–3 mm breit, strohgelb bis zimtbraun, viel brüchiger und hygroskopischer als brasilische P. Auch andre Palmen, wie Borassus flabellifer (Bassine), Coryota urens (Kitul) in Indien und Ceylon und Dictyosperma fibrosum auf Madagaskar, liefern P., die aber von der Attalea-P. sehr stark abweichen. Man benutzt brasilische, afrikanische[857] P. und Bassine namentlich zu Besen und Bürsten, erstere auch zu allerlei Flechtwerken.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 857-858.
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