Picēnum

[861] Picēnum, alte Landschaft in Mittelitalien, südlich von Umbrien am Adriatischen Meere gelegen, vom Lande der Sabiner durch den Kamm der Apenninen getrennt, wurde von vielen parallelen kleinen Küstenflüssen, dem Äsis (Esino), Flusor (Chienti), der Tinna (Tenna), dem Truentus (Tronto) u.a., bewässert und war fruchtbar und dicht bevölkert. – Die wegen ihrer Weichlichkeit übel berufenen Einwohner gehörten dem sabellischen Volksstamm an (die einzige in ihrer Sprache erhaltene alte Inschrift ist noch unentziffert) und hatten ihren Namen Picentes, Piceni, auch Picentini, von dem heiligen Vogel des Mars picus, Specht, unter dessen Führung sie, als heiliger Lenz (Ver sacrum) von den Sabinern ausgesandt, das Land besiedelten. 258 wurden sie von den Römern durch einen einzigen Feldzug unterworfen und verhielten sich ruhig, bis sie sich mit den übrigen Bundesgenossen 91 v. Chr. gegen Rom erhoben und sich das römische Bürgerrecht erwarben. Die bedeutendsten Städte des Landes waren zur Zeit der römischen Herrschaft an der Küste: Ancona (Kolonie von Syrakus), die einzige Hafenstadt, Firmum und Castrum Novum (um 265 von den Römern gegründet); im Innern: Auximum, die Hauptstadt Asculum, Urbs Salvia und Interamnium. Vgl. Speranza, Il Piceno dalle origini alla fine d'ogni sua autonomia (Ascoli Piceno 1900, 2 Bde.). S. auch die Geschichtskarte bei »Italia«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 861.
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