[377] Prolépsis (griech., »Vorausnahme«), die Entwickelung eines beblätterten Triebes aus den fürs nächste Jahr angelegten Knospen. Diese vorauseilende Entwickelung tritt in verschiedenen Zeiten und aus sehr verschiedenen Ursachen auf, unter anderm (besonders bei Buchen und Eichen) auch in der Zeit der zweiten Saftfülle, die man Augustsaft oder Johannistrieb nennt, und daher wird nicht selten die proleptische Knospenentfaltung selbst Johannistrieb genannt. Normal im Frühjahr blühende Pflanzen[377] bringen nicht selten schon im Herbst eine zweite Blüte (Proanthesis); Herbstblühen kann aber auch durch längere Ruhezeit längstangelegter Knospen (Proventivknospen) zustande kommen (Öpsigonie). In der Medizin bezeichnet P. das Frühereintreten eines Krankheitssymptoms, namentlich eines Wechselfieberanfalls (Paroxysmus prolepticus seu anteponens im Gegensatz zum P. postponens). In der Rhetorik die zuvorkommende Beantwortung (Antizipation) eines möglichen Einwurfs. Proleptisch, vorgreifend, zuvorkommend.