Pseudoorganismen

[419] Pseudoorganismen (Pseudopetrefakten), in vorkambrischen Quarziten und Kieselschiefern der Bretagne vorkommende stab-, keulen- und hakenförmige, gegabelte, kreuzstrahlige, unregelmäßig wurzelige Gebilde mit knotiger Verdickung, schraubenförmiger Drehung, wurmförmiger Krümmung und wechselndem Querschnitt, die als Skelettreste von Radiolarien, Spongien und von Foraminiferen gedeutet wurden, aber wohl auf Kristallisationen von Eisenverbindungen, höchstwahrscheinlich von Pyrit, zurückzuführen sind. Die mit den Namen Dictyodora und Palaeochorda bezeichneten sowie die als Wurmspuren gedeuteten (Crossopodia, Phyllodocites, Nereites etc.) problematischen Gebilde finden sich neben deutlichen Pflanzenresten in Schichten vom Alter des Kulm, im Oberkarbon und im Unterdevon. Das als Dictyodora bezeichnete Gebilde stellt einen konischen Körper mit nach oben gerichteter Spitze dar, der die Schichtten mit seiner Achse nahezu senkrecht durchsetzt, und dessen Durchschnitte mit den Schichtflächen die durch ihre Streifungen und Windungen charakterisierten Formen Palaeochorda, Crossopodia und Nereites liefern. Der Körper hat in seiner Struktur keinerlei Ähnlichkeit mit irgendwelchen Organismen und wird wohl nur einer mechanischen Gesteinsumformung seine Entstehung verdanken. Vgl. auch Naturspiele.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 419.
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