Rosmarīnus

[156] Rosmarīnus Tourn. (Rosmarin), Gattung der Labiaten. Die einzige Art, R. officinalis L. (gemeiner Rosmarin, Anthoskraut), ein bis 1 m hoher, sparrig-ästiger Strauch mit gegenständigen, zwei- bis dreijährigen, linienförmigen, fast sitzenden, lederartigen, am Rande stark zurückgerollten, oberseits grünen, runzeligen, kahlen, unterseits weiß- oder graufilzigen Blättern und weißlichen oder blaßblauen Blüten in kurzen, endständigen Scheinähren, wächst auf trockenen, felsigen Anhöhen im Mittelmeergebiet, Nordafrika und dem Orient und wird vielfach kultiviert. Sehr reich an Rosmarin sind die dalmatinischen Inseln Lesina, Lissa und Solta, Italien, Südfrankreich und Südspanien. Man benutzt das Kraut in Italien und Frankreich als Küchengewürz, auch als Abortivmittel, bereitet daraus medizinische Präparate, unter andern das Aqua reginae Hungariae, das von der Königin Elisabeth von Ungarn, Mutter Ludwigs d. Gr., zuerst angewandt wurde; namentlich aber gewinnt man aus dem blühenden Kraut ein ätherisches Öl (1–2 Proz.). Rosmarin war schon bei den Alten geschätzt. Die Griechen nannten ihn Libanotis, zählten ihn zu ihren Kranzpflanzen und benutzten ihn neben Lorbeer als Schmuckpflanze im Religions- und Heldenkultus; auch bei den Römern war er als Ros maris hochgeschätzt, und sein Gebrauch pflanzte sich später ins Abendland fort. Noch jetzt tragen Landleute bei Leichenbegängnissen Rosmarinzweige als Schmuck, wie man anderseits auch die Braut mit Rosmarin (z. B. in Thüringen) schmückt. Karl d. Gr. beförderte den Anbau des Krautes, und Arnoldus Villanovanus stellte bereits das ätherische Öl daraus dar. Wil der Rosmarin, soviel wie Sumpfporst (Ledum palustre). Vgl. Unger, Der Rosmarin und seine Verwendung in Dalmatien (Wien 1868).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 156.
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