Rubinglas

[212] Rubinglas, mit Gold oder Kupfer rot gefärbtes Bleiglas. Das echte R. (Goldrubin) stellt man mit Goldpurpur oder Goldchlorid dar, das mit dem [212] Glassatz auf Weißglut erhitzt werden muß. Nach dem Erkalten erscheint das Glas farblos und topasgelb, färbt sich aber, wenn man es langsam erhitzt, noch unter 500° prachtvoll rubinrot. Es enthält Gold als Metall in kolloidaler Lösung (vgl. Kolloide), das farblose Glas aber eine andre Modifikation des Metalls als das rote. Unter gewissen Umständen wird R. leberbraun, in auffallendem Lichte violett oder blau, indem sich das Gold in sehr seiner Verteilung, aber ungelöst, abscheidet. R. wurde 1679 von Kunckel erfunden, der prächtige Gefäße daraus herstellte (Kunckelgläser, s. Tafel »Glaskunstindustrie I«, Fig. 14). Seine Erfindung ging aber so weit verloren, daß man bis in die neueste Zeit nur ein R. darstellen konnte, das in dickern Schichten schwärzlich, bei 4–5 mm undurchsichtig ist und nur zur Emailmalerei, zu künstlichen Edelsteinen und als Überfangglas benutzt wurde. Erst 1888 gelang es Rauter in Ehrenfeld bei Köln, R. herzustellen, das wie Kunckelglas zu starkwandigen, schwer geschliffenen Gefäßen verarbeitet werden kann. Kupferrubin (rotes Kupferglas) wurde schon im Altertum dargestellt, und nachdem die Kunst der Darstellung verloren gegangen war, 1826 von Engelhardt neu erfunden. Es wird mit Kupferglühspan unter Zusatz reduzierender Mittel, wie Kohle, eisenoxydulhaltige Mittel etc., bereitet. Es ist nach dem Schmelzen farblos und wird erst nach dem Wiederanwärmen rot. Kupfer färbt ungemein intensiv, so daß das Glas nur in sehr dünner Schicht durchsichtig ist. Bei höherm Kupfergehalt werden die Gläser durchscheinend mit metallisch glänzenden kristallinischen Einschlüssen oder selbst undurchsichtig, hoch- bis dunkelrot. Man verarbeitet Kupferrubin als Überfang in oft nur 0, 1 mm starker Schicht. Als Silberrubinglas kommt ein schön gelbes, mit Silberverbindungen dargestelltes Überfangglas vor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 212-213.
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