[743] Emailmalerei (Schmelzmalerei, hierzu Tafel »Emailmalerei«), die Kunst, mit Email zu malen, d.h. mit einem mit Metalloxyden gefärbten Glasfluß, der, gepulvert und als Brei angerührt, auf Metall, Ton oder Glas aufgetragen und eingebrannt wird. Die E. auf Metall (und diese wird verstanden, wenn in der Kunst und Kunsttechnik von Email die Rede ist) kommt in drei Hauptformen vor: als Zellen- oder Kapselschmelz (Émail cloisonné), das bereits den Ägyptern bekannt gewesen ist (Tafel, Fig. 1 u. 3), seit dem 6. Jahrh. hauptsächlich in Byzanz gepflegt wurde (Fig. 15 u. 16) und bis jetzt in China, Japan, Persien und Indien im Gebrauch geblieben ist (Fig. 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 u. 14); als Gruben- oder Füllungsschmelz (Émail champlevé), das sich an spätrömischen und keltischen Schmucksachen (besonders Fibeln) findet (Fig. 5 u. 6), am Rhein, namentlich in Köln, nachweislich schon im 11. Jahrh. (Fig. 1721) und in Frankreich (Limoges) in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. in Übung gekommen ist; als Limusiner oder Maleremail, das in Limoges gegen Ende des 15. Jahrh. aufkam (Fig. 24 u. 25). Bei bem Zellenschmelz bilden ausgelötete Metalldrähte die Umrisse, in die Zwischenräume werden die Emailfarben eingelassen; Hauptwerke: die Eiserne Krone in Monza (7. Jahrh.), das Antependium zu Sant' Ambrogio in Mailand von Volvinius (825), das Siegeskreuz im Dom zu Limburg a. d. Lahn, die Pala d'oro (s. d.) in Venedig (10. Jahrh.), zahlreiche Reliquiarien, Buchdeckel etc.; in China und Japan vorzüglich Vasen aus Metall, Porzellan und Steingut. Mit dieser Art des Emails ist das Drahtemail verwandt, das im 17. Jahrh. in Moskau aufkam und noch jetzt dort und in Petersburg gepflegt wird. Der Boden der Zellen wird nur mit einer so dünnen Lage von Schmelz bedeckt, daß das aufgelötete Drahtgerüst reliefartig wirkt (Fig. 30 u. 31). Auch in Ungarn wurde das Drahtemail eifrig gepflegt. Bei dem Grubenschmelz wird die Zeichnung in die Metallfläche graviert oder gepreßt; in figürlichen Bildern behielten häufig die Figuren die Metalloberfläche, während der umgebende Grund, die Ornamente etc. mit Emailfarben ausgefüllt wurden (Fig. 19 u. 20); Hauptwerke: das Reliquiar der heiligen drei Könige in Köln (12. Jahrh.), der Altaraufsatz von Meister Nikolaus von Verdun (1181) in Klosterneuburg. Häufig findet sich auch Zellen- und Grubenschmelz verbunden (Email mixte, gemischtes Email). Bei der Limusiner E. bildet den Grund eine Lage schwarzen Emails, darauf wird weißes aufgetragen und in dieses Umrisse und Schatten graviert; später kolorierte man diese Malerei grau in grau noch mit durchsichtigen Schmelzfarben. Die Emailleure von Limoges: Penicaud, Limosin, Reymond, Courteys etc., lieferten Gefäße, aber auch Tafelmalereien, z. B. kleine Haus- und Reisealtäre und Bildnisse; im 17. Jahrh. ging hieraus die von Jean Toutin erfundene, der Porzellanmalerei verwandte E. mit verglasbaren Farben auf weißem Schmelzgrund hervor, die bis zu Anfang des 19. Jahrh. für Schmucksachen, Medaillons, Uhren, Dosen etc. (Fig. 29, 32 u. 33) in der Mode blieb. Ihr Hauptvertreter im 17. Jahrh. war Jean Petitot aus Genf (160791). Die beliebtesten Gegenstände für Dosen und Medaillons waren Bildnisse in miniaturenhafter Ausführung (Dosenbilder), deren sich eine große Zahl erhalten hat, und die in unsrer Zeit eifrig gesammelt werden. In diesem Goldschmiedeemail (Fig. 2628) haben sich besonders David Attemstetter in Augsburg (um 1600) und Melchior Dinglinger (s. d.) ausgezeichnet. In Italien wurde im 14. Jahrh. das Opera di basso rilievo (Émail de basse-taille, Émail translucide sur relief) genannte Verfahren erfunden, in Gold gravierte Zeichnungen ganz mit durchsichtigem Email zu überziehen, ferner im 16. Jahrh. das mit eingeschmolzenen Goldornamenten übersäte sogen. venezianische Email. In unsrer Zeit ist mit dem Aufschwung des Kunstgewerbes auch die E. in jeglicher Technik, oft in wirksamer Verbindung mehrerer Techniken, zu reicher Blüte gediehen. Die hervorragendsten Emailmaler unsrer Zeit, die zumeist die Limousiner Technik, aber mit viel reicherer Farbenskala üben, sind Cl. Popelin in Paris, H. Macht in Wien und E. Bastanier in Berlin. Grubenschmelz für kirchliche und profane Geräte und Schmucksachen aus Bronze wird jetzt vorzugsweise in Köln (Hermeling), Berlin und Wien hergestellt. Auch sind Versuche gemacht worden, die E. der Herstellung großer Gemälde dienstbar zu machen, wobei es vornehmlich darauf ankam, durch Zusammenfügung von Metallplatten große, ebene Flächen zu gewinnen, die sich bei dem notwendigen öftern Brennen nicht zu stark werfen und Beulen bilden. Der englische Maler [743] Herkomer hat bei seinen ersten Versuchen in großem Stil (einem 1,5 m langen Prunkschild und einem ebenso großen, aus elf Platten zusammengesetzten Bildnis Kai ser Wilhelms II.) diese Übelstände nicht überwunden. Besser ist es dem Maler Schirm in Berlin gelungen, der ein neues Verfahren erfunden hat, bei dem er anfangs Gußeisenplatten, später auch starke, aber immer noch biegsame Kupferplatten verwendete. Auf den mit Emailgrund und mit einem Bindemittel versehenen Metallplatten wird das zur Erhöhung der Leuchtkraft der Farben schon seit längerer Zeit in der E. verwendete Silberblatt aufgelegt. Dies wird vorher auf einem seinen Drahtgeflecht unter Auflage eines Tuches und einer dicken Kautschukplatte in einer Presse einem starken Druck unterworfen. Hierbei drückt die Kautschukplatte das Silberblatt in die Zwischenräume des Drahtnetzes und zerreißt es hier in unzähligen feinen Rissen. Wird nun das Silberblatt nach dem Auflegen auf die mit Bindemittel versehene Platte aufgeschmolzen, so können die Zersetzungsprodukte des Bindemittels durch die seinen Risse entweichen. Dadurch schmilzt das Silberblatt ohne Beulen und Blasen gleichmäßig in seine, dem Drahtgeflecht entsprechend gekörnte Flächen auf. Die Körnung zeigt einen hohen Glanz und eignet sich vortrefflich zum Auflegen des Emails. In dieser Technik hat Schirm bereits mehrere dekorative Arbeiten, auch an öffentlichen Denkmälern (Rolandsbrunnen in Berlin), ausgeführt. Auf Ton malten mit Emailfarben schon die Assyrer und Ägypter. Aus Persien und Arabien kam die Fabrikation schmaltierter Fliesen und Tongefäße nach Spanien, von dort über Majorca (daher »Majolika«) nach Italien. Die Familie della Robbia in Florenz (15. Jahrh.) entwickelte diese Kunst in selbständiger Weise; in Frankreich brachte Bernard Palissy (gest. 1590) die Gefäße mit farbigen Reliefs auf (Fig. 22 u. 23). Proben von E. aus verschiedenen Epochen sind auch auf den Tafeln »Ornamente II«, Fig. 16, 17, 26, 27; III, Fig. 12; IV, 1, 2, 3, 5, und Tafel »Keramik I«, Fig. 4, 9 u. 12, abgebildet. Auf Glas werden Emailfarben sowohl zur Bemalung von Gefäßen als von Tafelglas verwendet; die letztere Art bildet die eigentliche Glasmalerei. Vgl. J. Labarte, Recherches sur la peintureen émail (Par. 1856); Derselbe, Histoire des arts industriels (2. Aufl., das. 187275, 3 Bde.); Popelin, L'art de l'émail (das. 1868); Bucher, Geschichte der technischen Künste, Bd. 1 (Stuttg. 1875); Hermann, Die Glas-, Porzellan- und E. (2. Aufl., Wien 1894); Molinier, Dictionnaire des émailleurs (Par. 1884); Derselbe, L'Émaillerie (das. 1890); Garnier, Histoire de la verrerie et de l'émaillerie (Tours 1886); Hampel, Das mittelalterliche Drahtemail (Budapest 1888); Schulz, Der byzantinische Zellenschmelz (Frankf. a. M. 1890); Luthmer, Das Email (Leipz. 1892); Kondakow, Geschichte und Denkmäler des byzantinischen Emails (Frankf. 1892); Gerlach, Allegorien und Embleme (Wien 188284).