Sandschak

[544] Sandschak (türk., »Fahne, Standarte«), in der Türkei Benennung eines Regierungsbezirks, an dessen Spitze als höchster Verwaltungsbeamter ein Mutesarris (s. d.) steht. Nach der türkischen Provinzialeinteilung zerfällt das S. wieder in verschiedene Unterbezirke oder Kasâ (Gerichtssprengel), an deren Spitze je ein Kaimakam (s. d.) steht. Mehrere Sandschaks bilden eine Provinz oder ein Wilajet, mit dem Wali oder Generalgouverneur an der Spitze. Für S. wird häufig auch das arabische Wort Liwâ (ebenfalls »Fahne«) gebraucht, z. B. Tripolis ist ein S. oder Liwâ des Wilajets Beirut.-Sandschakdâr (Fahnenträger), gleichbedeutend mit Bairakdâr.-Sandschak-i-scherîf (»die heilige Fahne«), das Banner des Propheten Mohammed, das als heiligste Reliquie in der Schatzkammer des Sultans in Konstantinopel aufbewahrt und jährlich einmal, im Ramasan, zur öffentlichen Verehrung im alten Serai ausgestellt wird. Diese Fahne stammt der Sage nach aus den ersten Kriegen des Propheten, ging an die Omaijaden und Abbasiden über und fiel bei der Eroberung Ägyptens dem Sultan Selim I. in die Hände. Sie soll, wenn dem Osmanenstaat oder dem Islam die äußerste Gefahr droht, mit ins Lager genommen und vom Sultan persönlich enthüllt werden, worauf dieser sich dann an die Spitze der Armee stellen und jeder waffenfähige Muslim sich am Kampf beteiligen muß. Dies ist bisher nur ein einziges Mal geschehen, nämlich 1595, als Murad III. gegen Erlau zog, was aber nicht verhinderte, daß die Türken samt der Fahne in die Flucht geschlagen wurden, ja die letztere beinahe verloren hätten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 544.
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