Sarcey

[605] Sarcey (spr. ßarßä), Francisque, franz. Schriftsteller, geb. 8. Okt. 1828 in Dourdan (Seine-et-Oise), gest. 15. Mai 1899 in Paris, war der Sohn eines Institutvorstehers, besuchte die Pariser Normalschule, war dann Gymnasiallehrer in Chaumont, Lesneven, Rodez und Grenoble, bis er infolge von Reibungen mit der Schulbehörde wegen einiger liberalen Zeitungsartikel seinen Abschied nahm und sich in Paris der Literatur widmete. Er schrieb zunächst für den »Figaro« und die »Revue européenne«, wirkte seit 1859 als Theaterkritiker an der neugegründeten »Opinion nationale«, seit 1867 im »Temps« und schwang sich in dieser Stellung vermöge seines unabhängigen Urteils und seines warmen Interesses an der Sache zur ersten Autorität im Pariser Theaterwesen empor. Von 1871–84 war S. außerdem Hauptmitarbeiter des von seinem Freunde Edmond About gegründeten »XIX. Siècle«, worin er heftige Polemik in antiklerikalem Sinne trieb und an der französischen Unterrichtsreform teilnahm. Sehr populär wurde S. durch seine erklärenden Vorträge im Theater, namentlich in den Klassikervorstellungen des Odéon. Von seinen Büchern hatte den bedeutendsten Erfolg die »Histoire du siége de Paris« (1.–30. Aufl. 1871; deutsch, Wien 1871), ein Tagebuch aus der Belagerungszeit. Außerdem nennen wir: »Le nouveau seigneur du village« (Novelle, 1862); »Le mot et la chose« (philosophische Plaudereien, 1862); »Etienne Moret« (ein halb autobiographischer Roman, 1875); »Le piano de Jeanne« (1876); »Comédiens et comédiennes«, Biographien und Porträte (1878–84,32 Hefte); »Gare à vos yeux«, »Souvenirs de jeunesse« (1884); »Souvenirs d'âge mûr« (1892). Nach seinem Tode gab sein Schwiegersohn und Nachfolger im »Temps«, Adolphe Brisson, die besten Theaterkritiken Sarceys unter dem Titel »Quarante aus de théâtre« (1900 bis 1902, 8 Bde.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 605.
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