Schulmuseum

[69] Schulmuseum, Sammlung von Lehrmitteln entweder zum praktischen Gebrauch einzelner Schulen (Musée scolaire), wofür der Ausdruck in Deutschland nicht gewöhnlich ist, oder zur anschaulichen Belehrung für Lehrer und Schulbeamte ganzer Städte, Kreise, Lander über den allgemeinen Stand des Lehrmittelwesens (Musée pédagogique). Ansammeln von Naturkörpern, Bildern und andern Lehrmitteln bei den einzelnen Schulen ward feil dem 17. Jahrh. (Ratichius, Comenius, Gothaer Schulmethodus, A. H. Francke, Philanthropisten) vielfach empfohlen und immer mehr geübt. Dem 19. Jahrh. gehört der Gedanke an, in hauptstädtischen Mittelpunkten »ständige Ausstellungen« von Schulgeräten und Lehrmitteln zu unterhalten. Literarisch anscheinend zuerst von M. A. Jullien de ParisEsquisse d'un ouvrage sur l'education comparée«, Par. 1817) vertreten, ist er im Anschluß an d;e großen Welt- und Landesausstellungen seit 1850 öfter und öfter verwirklicht worden. Voran ging England mit dem Educational Museum (1856), einem Zweige des großen South Kensiggton Museums. Wie hier fleht vielfach auch sonst eine pädagogische Bibliothek mit dem S. in Verbindung. In Rußland bestand seit 1864 das S. in St. Petersburg unter Leitung des Generals Kokhovjky, dem seither mehrere andre gefolgt sind. In Nordamerika trat 1876 das S. in Philadelphia der großartigen pädagogischen Sammlung des National board of education in Washington zur Seite. In Paris begründete F. Buisson (s. d.) unter dem Ministerium Bardoux 1878 ein großes S. Ähnliche teils staatliche, teils städtische, teils von Vereinen veranstaltete Unternehmen entstanden in Wien (1872), Rom (1874), Zürich (1875), Berlin (1876), Stockholm (1877), Brüssel (1878), Königsberg (1879), Bern (1879) und nach und nach in fast allen größern Städten. Vgl. Buisson, Artikel Musées pédagogiques in seinem »Dictionnaire de pédagogie«; Beeger, Die pädagogischen Bibliotheken, Schulmuseen etc. der Welt (Leipz. 1892), und Hübner, Die ausländischen Schulmuseen (Bresl. 1906, in den »Veröffentlichungen des städtischen Schulmuseums zu Breslau«); »Lehrmittelschau«, Zentralorgan für das gesamte Lehrmittelwesen (Beilage der »Schulpraxis«, hrsg. von Seyfert, Leipz.); »Lehrmittel-Sammler, Organ für Naturkunde« (Halle).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 69.
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