Schultergürtel

[71] Schultergürtel (Brustgürtel), bei den Wirbeltieren das die Vordergliedmaßen tragende, im Rumpfe verborgene Gerüst, dem für die Hintergliedmaßen das Becken (s. d.) entspricht. Er ist in seiner einfachsten Form (bei Haifischen) ein Knorpelstück, mit dem sich[71] jedoch die über ihm gelegenen Hautstücke, indem sie verknöchern (Hautknochen), nachträglich verbinden. Zu letztern gehört das Schlüsselbein. Der S. selbst zerfällt bei den Wirbeltieren (mit Ausnahme der Fische) in einen Rückenteil (Schulterblatt, scapula) und einen Brustteil (Rabenbein, os coracoides); beide verknöchern zum Teil oder völlig. Das Schulterblatt fehlt nie, das Schlüsselbein sehr oft (z. B. bei den Huftieren und den meisten Raubtieren) und auch das Rabenbein nicht selten nahezu; bei den Säugetieren mit Ausnahme der Schnabeltiere ist es bis auf einen mit dem Schulterblatt verschmolzenen Rest verschwunden. Bei den Vögeln verbinden sich beide Schlüsselbeine zu dem Gabelbein oder Gabelknochen (furcula), der aber keinen Anteil an der Bildung des Schultergelenks nimmt. Letzteres, zur Aufnahme des in ihm beweglichen Oberarms bestimmt, befindet sich am Vereinigungspunkt des Schulterblattes und Rabenbeins. Dieses selbst tritt, wo es noch völlig vorhanden ist, an das Brustbein heran. – Beim Menschen ist das Schulterblatt (s. Tafel »Skelett I«, Fig. 2) eine dünne, unregelmäßig dreieckige Knochenplatte und liegt, auf allen Seiten von Muskelmassen umgeben, am obern Teil des Rückens. Die hintere Fläche zerfällt fast allgemein bei den Säugetieren durch eine senkrecht auf dem Schulterblatt stehende hohe Querleiste (Schultergräte) in eine obere, kleinere und in eine untere, größere Abteilung, die zur Aufnahme des Ober- und Untergrätenmuskels dienen. Da, wo der obere und äußere Rand des Schulterblattes zusammenstoßen, befindet sich die kleine Gelenkfläche für den Kopf des Oberarmknochens. Kurz vor ihr geht vom obern Rande des Schulterblattes ein starker, gekrümmter Fortsatz (Rabenschnabelfortsatz, processus coracoides, Tafel, Fig. 1) ab. Er ist der Überrest des Rabenbeins und dient mehreren Schulter- und Armmuskeln zum Ansatz. Die Schultergräte aber geht außen in einen mehr horizontalen Fortsatz (acromion, Schulterhöhe) über, der mit dem äußern Ende des Schlüsselbeins durch ein straffes Gelenk verbunden ist (s. Tafel »Bänder«, Fig. 1). Das Schlüsselbein (clavicula) ist ein schwach S-förmig gekrümmter Röhrenknochen, verläuft annähernd wagerecht und bildet die Grenze zwischen Kopf und Brust. Es ist an einem Ende mit dem Brustbein, am andern mit dem Schulterblatt verbunden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 71-72.
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