Seefahrtskunde

[251] Seefahrtskunde (Schiffahrtskunde), die Kunst und Wissenschaft, ein Schiff sicher und schnell über See zu führen; die theoretische S. wird auf den Navigationsschulen gelehrt, die praktische von den Steuerleuten und Seekadetten während der Seefahrt geübt. Im engern Sinne versteht man unter S. die Navigation, im weitern jedoch alle zur Schiffsführung nötigen Kenntnisse. Im Altertum war das Lot das einzige Hilfsmittel der S., die Schiffe betrieben deshalb meist Küstenfahrt, wagten nur kurze Überfahrten von Insel zu Insel in Sicht vom Lande. Erst Kompaß und Log erlaubten im Mittelalter die Hochseefahrt; gleichzeitig gab die nautische Astronomie Mittel, die geographische Breite auf See zu bestimmen. Dies war der Standpunkt der S. zur Zeit der großen Entdeckungsreisen des Kolumbus, Magalhães etc. In der neuern Zeit gelang es, durch die fast gleichzeitige Erfindung der Chronometer und Sextanten auch die geographische Länge auf See mit genügender Genauigkeit zu bestimmen und dadurch brauchbare Seekarten für überseeische Gebiete herzustellen. Durch Einrichtung von Sternwarten in überseeischen Ländern und insbes. durch Ausbreitung des Seekabelnetzes der Erde gewannen die Seekarten an Genauigkeit, so daß am Anfang des 20. Jahrh. die S. trotz mancher Schwierigkeiten, die der Bau eiserner und stählerner Schiffe, dem Kompaß, dem wichtigsten Wegweiser für die Hochseefahrt, bereitet, einen Standpunkt erreicht hat, der ganz bedeutend zur Verringerung der Schiffsverluste beigetragen hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 251.
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