Segantīni

[281] Segantīni, Giovanni, ital. Maler, geb. 15. Jan. 1858 in Arco, gest. 28. Sept. 1899 im Schafberghotel bei Samaden, verlor in früher Jugend seine Eltern, mußte dann eine Zeitlang in einem Gebirgsdorfe die Schweine hüten und kam, nachdem sich sein künstlerisches Talent durch Zeichnungen seiner Schutzbefohlenen offenbart hatte, nach Mailand, wo er seine Ausbildung auf der Kunstschule der Brera erhielt. Mit einer durch wirksame Beleuchtung ausgezeichneten Ansicht aus dem Innern des Chors von Sant' Antonio errang er seinen ersten Erfolg, der noch durch einige Genrebilder aus dem mailändischen Volksleben im Hause und auf der Straße gesteigert wurde. Bald wandte er sich aber der Schilderung der Bewohner der italienischen Alpen zu, deren Kampf mit einer kargen Natur er in seiner Jugend kennen gelernt hatte, und mit denen ihn so innige Sympathien verbanden, daß er sich unter ihnen zuerst in der Brianza, dann in Val d'Albola niederließ, um in stetem Zusammenhang mit der Natur zu bleiben. Er führt die Gebirgsbewohner meist bei ihrer Arbeit, bei der Besorgung des Viehes und beim Heumachen vor, oft nur als Staffage für die großartigen Gebirgsszenerien, deren Struktur und Atmosphäre er wie kein anderer wiederzugeben verstand (am gewaltigsten in dem Triptychon Sein, Werden und Vergehen). Später schuf er auch symbolistische Bilder, wie die bösen Mütter, deren Leichen nach dem Rückgang einer Überschwemmung in den Kronen von Weidenbäumen hängen geblieben sind (Wien, Moderne Galerie). Seine aus dünnen Schichten ungebrochener Farben gleichsam gemauerte Malweise beruht auf ähnlichen Grundsätzen wie die der Pointillisten. Werke von ihm besitzen die Moderne Galerie in Rom (Ave Maria in Trasbordo), die Berliner Nationalgalerie (Rückkehr zur Heimat, Trübe Stunde), die Münchener Neue Pinakothek (Pflügen), die Moderne Galerie in Wien (s. oben) u. a. Vgl. Fred, Giovanni S. (Wien 1901); L. Villari, Giovanni S. (Lond. 1901); »Giovanni S., sein Leben und sein Werk«, herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht. Text von Franz Servaes (Wien 1902; Hauptwerk); Montandon, Segantini (2. Aufl., Bielef. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 281.
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