Silphĭum

[472] Silphĭum, bei den alten Griechen eine wohlriechende, in der nordafrikanischen Landschaft Kyrene wachsende Pflanze und eine widrig knoblauchartig riechende, im Orient, namentlich in Persien, verbreitete Pflanze. Letztere hält man allgemein für den Stinkasant (Ferula Asa foetida). Von der erstern wurden die jungen Sprosse als feinstes Gemüse in ganzen Schiffsladungen nach Griechenland gebracht, auch der Stengel galt in verschiedener Zubereitung als Delikatesse. Die Pflanze wurde als Arzneimittel und Antidotum sowie als Gewürz (namentlich der eingedickte Saft des Stengels und der Wurzel, das Laserpitium der Römer, das diese mit Silber aufwogen) hoch geschätzt. Die Kyrenenser bildeten das S., dem sie blühenden Wohlstand verdankten, auf allen ihren Münzen ab (vgl. Arkesilasschale). Erst als Kyrene römische Provinz geworden, verschwand das S. von den Münzen und für immer aus dem Welthandel, und trotz aller Forschungen der Archäologen, Botaniker und Reisenden konnte bis jetzt nicht ermittelt werden, welche Pflanze unter dem S. der Alten zu verstehen sei. Die meisten Forscher erblicken sie in einer Umbellifere, Thapsia garganica oder T. S.; indes war die Thapsia, die Theophrast und Dioskorides aus Autopsie kannten, das S. sicherlich nicht. Vgl. Schroff, Über eine in der Gegend der ehemaligen Kyrene gesammelte Wurzelrinde und über das S. der alten Griechen (in den »Medizinischen Jahrbüchern«, Wien 1862). – Gegenwärtig ist S. L. eine Pflanzengattung der Kompositen, hohe, ausdauernde Kräuter mit gegen- oder wechselständigen, zuweilen durchwachsenen oder zu drei im Quirl stehenden Blättern und einzeln, in Rispen oder Doldenrispen stehenden gelben Blüten. Von den 12–13 Arten im östlichen Nordamerika findet sich die Kompaßpflanze (S. laciniatum L. s. Tafel »Schutzeinrichtungen I«, Fig. 6), die 1–2 m hoch wird und eiförmige, tief fiederspaltige Blätter besitzt, in den Prärien Nordamerikas; sie kehrt ihre Blattflächen streng nach Norden und Süden (vgl. Kompaßpflanzen) und liefert ein dem Weihrauch ähnliches Harz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 472.
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