Sion [2]

[497] Sion (spr. ßióng, deutsch Sitten, im Altertum wohl Drusomagus, dann civitas Sedunorum), Hauptstadt des schweizer. Kantons Wallis, an der reißenden Sionne im schönsten Teil des Rhonetals gelegen, 521 m ü. M. (mittlere Jahrestemperatur 9,6°), an der Jura-Simplonbahn, macht wegen seiner vielen Klöster und altertümlichen Bauwerke einen mittelalterlichen Eindruck. Unter den Gebäuden sind zu erwähnen: die Kathedrale (mit eingemauerter römischer Inschrift), die Theoduls- und Jesuitenkirche, der bischöfliche Palast, das Schloß Valeria (jetzt Priesterseminar und Kantonsmuseum) und die Ruinen des 1798 von den Franzosen zerstörten bischöflichen Schlosses Tourbillon auf hohem Felsen sowie des 1788 abgebrannten Schlosses Majoria. Der gedeckte KanalGrand Pont«), in dem der Wildbach fließt, bildet die Hauptstraße. S. hat ein Gymnasium, eine Tabakfabrik, Weinbau und (1900) 6095 meist kath. Einwohner. – Das dortige Bistum wurde um 580 durch Verlegung des Bischofssitzes von Martigny gegründet. In der Nähe das Schlachtfeld Planta, wo 13. Nov. 1475 die Oberwalliser mit Hilfe bernischer Freischaren 10,000 Savoyarden vernichteten. Vgl. F. O. Wolf, Sitten und Umgegend (in den »Europäischen Wanderbildern«, Zürich 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 497.
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