Stelärtheorie

[922] Stelärtheorie, die von Tieghem ausgesprochene Anschauung, daß die Stele (s. d., S. 923) ein Grundorgan der Pflanzenachsen sei, aus dessen Wandlungen alle anatomischen Verhältnisse der Sprosse und Wurzeln der Gefäßpflanzen abzuleiten seien. Die meisten Achsen der Gymnospermen und Dikotylen zeigen Monostelie, d. h. einen einzigen von einer Endodermis gegen die Rinde abgegrenzten Zentralzylinder, in den Achsen der Farne tritt häufig Potystelie auf, indem mehrere gleichartige Bündelstränge von eigner Endodermis umhüllt nebeneinander verlaufen. Das Verhalten der Monokotylen, bei denen die einzelnen Leitbündel in dem Grundgewebe getrennt verlaufen, wird als Astelie bezeichnet. Ihre wesentlichste Bedeutung hat die S. als Grundlage phylogenetischer Spekulationen. Ein besonderer Wert für das Verständnis der Achsenanatomie kann ihr gegenüber der Darstellungsweise de Barys, die das einzelne Leitbündel als anatomisches Grundelement betrachtet, nicht beigemessen werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 922.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: