[147] Stumpfsinn (Stupor), ein krankhafter psychischer Zustand, der teils als selbständige Geisteskrankheit, teils als Teilerscheinung solcher Krankheiten (Melancholie, Poranoia, Katatonie, paralytische Geistesstörung) aufgefaßt wird, er stellt einen Symptomkomplex dar, der durch die gänzliche Aufhebung aller willkürlichen psychischen wie motorischen Äußerungen charakterisiert ist. Man sieht diese Kranken im Zustande völliger Geistesabwesenheit und Regungslosigkeit durch Tage und Wochen verharren; keine Frage wird beantwortet, kein äußerer Eindruck kommt zum Bewußtsein, das Gefühl gegen Frost und Hitze, gegen Schmerzen und andre Sinneseindrücke ist verloren. Harn und Speichel fließen unwillkürlich ab, die Kranken verunreinigen sich, sie müssen künstlich ernährt werden, da sie sonst verhungern oder verdursten würden. Zuweilen ist mit dem S. eine eigentümliche Starrsucht (Flexibilitas cerea) verbunden, bei der[147] die Muskeln gespannt, ja bretthart sind, so daß die Gliedmaßen in der einmal eingenommenen oder ihnen gegebenen Stellung ohne Ermüdung verharren. In nicht wenigen Fällen ist der S. durch Sinnestäuschungen (beängstigenden, faszinierenden oder imperativen Inhalts) oder durch Wahnideen bedingt (sekundärer S.). Primär findet er sich dauernd oder vorübergehend bei vielen Psychosen, in deren Entstehung Erschöpfung und Überanstrengung eine Rolle spielen. Der S. geht zuweilen in Genesung über, sofern er akut und als einzige Geistesstörung auftritt. Täuscht die mit dem S. verbundene Denkhemmung oft auch nur Schwachsinn vor, so geht leider häufig lange dauernder S. in wirklichen Schwachsinn aus.