Texasfieber

[448] Texasfieber, eine Piroplasmose des Rindes. Smith und Kilborne fanden 1889 bei der in einer weiten Zone Nordamerikas unter dem Namen T. verbreiteten Rinderseuche die Piroplasmen im Blut und entdeckten auch deren Übertragung durch Zecken (Rhipicephalus sanguineus Latr.). Alsbald wurde die Verbreitung des Texasfiebers auch in Mittel- und Südamerika (hier Lomadera, Ringadera und Tristēza genannt) erkannt und später das Vorhandensein der nahe verwandten Krankheiten in allen Erdteilen (s. Piroplasmosen). Das T. in Amerika pflegt im Hochsommer akut, im Herbst mehr chronisch zu verlaufen unter hohem Fieber und Hämoglobinurie (Blutfarbstoff im Harn). Der Tod erfolgt in 4–5, bei chronischem T. in 14 Tagen (Sterblichkeit bis 90 Proz.). Überstehen des Texasfiebers macht immun. Kälber sind empfänglich, aber sehr widerstandsfähig. Die in den Zeckengegenden gebornen Kälber erkranken leichtgradig und werden dadurch immun, weshalb einheimisches Vieh schließlich überhaupt seuchenfest wird. Doch scheint zur Erhaltung der Immunität notwendig zu sein, daß den Rindern immer von neuem durch Zecken die Blutparasiten einverleibt werden (wodurch die Bildung der Schutzstoffe im Blut immer von neuem angeregt wird; vgl. Immunität). Denn wenn die Zecken durch strengen Winter oder dauernde Nässe in einer Gegend vorübergehend fast ganz verschwunden sind, treten im nächsten Jahre[448] um so größere Verluste auf. (Es handelt sich überhaupt nicht um echte Immunität, weil die Parasiten im Blute des immunen Rindes nicht sterben, sondern nur nicht wirken, es ist also nur gesteigerte Widerstandskraft gegen die Parasiten vorhanden.) Veredelte Tiere mit feinerer Haut sind, auch als Kälber, weniger widerstandsfähig. Auch können immune Tiere infolge andrer Schädigungen (Klauenseuche, langer Transport, Wechsel der Futterplätze in heißen Tagen) vorübergehend die Widerstandsfähigkeit gegen T. einbüßen. Auch eine allzu große Masse von Zecken, die oft die Rinder dicht bedecken, kann die Widerstandsfähigkeit überwinden. Deshalb sind Tauchbäder zur Abtötung der Zecken in jedem Falle sehr nützlich, wobei die Rinder gezwungen werden, durch große Behälter voll geeigneter Flüssigkeit (in Uruguay schwache Lösungsgemische von Polvo de Cowper, Schwefel, Arsenik und Kalk) zu schwimmen. Die Ausrottung der Zecken gelingt dadurch aber nicht. Auch die Zeckenausrottung auf einer Weide durch zwölfmonatige Absperrung derselben gegen Rinder, wobei die Zecken verhungern, nützt nicht, wenn Gelegenheit zur Neueinschleppung der Zecken besteht. Das beste ist Schutzimpfung mit Blut immuner Kälber bei eingeführten Tieren, am wirksamsten bei Jährlingen, die sich dann aber auch noch allmählich in die Zeckengegend eingewöhnen müssen. Das Blut immuner Rinder bleibt, auch wenn sie schon jahrelang aus der Zeckengegend entfernt sind und keine Piroplasmen darin erkennbar sind, für gesunde Rinder ansteckend.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 448-449.
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