[729] Tríssino, Giovanni Giorgio, ital. Dichter und Gelehrter, geb. 8. Juli 1478 in Vicenza, gest. 8. Dez. 1550 in Rom, lebte unter Leo X. und Clemens VII. längere Zeit als Nunzius in Venedig und Wien. Er ist bekannt als Verfasser der »Sofonisba« (1515, gedruckt Rom 1524; mit den Anmerkungen von T. Tasso hrsg. von Paglierani, Bologna 1884; deutsch von Feit, Lübeck 1888), der ältesten regelmäßigen Tragödie der Italiener. Sie ist streng nach den Aristotelischen Regeln abgefaßt, zum größten Teil in reimlosen fünffüßigen Jamben (versi sciolti), die T. zuerst in einem größern Werke verwendete, geschrieben und verrät, trotz Abhängigkeit von antiken Mustern, ein nicht gewöhnliches Talent, hat aber heute fast nur noch literarhistorischen Wert. Das Lustspiel »I simillimi« (Vened. 1548) ist eine Nachahmung des Plautus. Das Epos »Italia liberata da' Goti« (Bd. 1, Rom 1547; Bd. 23, Vened. 1548) ist unpoetisch und langweilig. (Vgl. Ermini, L'Italia liberata di G. G. T., Rom 1893.) Nicht ohne Wert sind dagegen manche seiner »Rime« (Vicenza 1529). Auch schrieb er eine Poetik (Vicenza 1529) sowie verschiedenes über die italienische Sprache und übersetzte Dantes »De vulgari eloquentia« zuerst ins Italienische. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien Verona 1729. Vgl. D'Ancona, Varietà storiche e letterarie, Bd. 2 (Mail. 1885); Morsolin, Giangiorgio T. (2. Aufl., Flor. 1894).