[845] Tyche, bei den Griechen ursprünglich die Glücksgöttin, wurde namentlich als Beschirmerin und Erhalterin der Städte vielfach verehrt.
Später bildete sich die Vorstellung, daß T. sowohl Glück als Unglück verleihe, wie die römische Fortuna (s. d.). So wurde sie für den aufgeklärten Hellenen seit Alexander d. Gr. zur unsichtbaren Macht des launischen Zufalls und[845] spielt dementsprechend in der Poesie, besonders im griechischen Roman, eine typische Rolle. Als Stadtgöttin wurde sie meist mit der Mauerkrone und Symbolen des Segens dargestellt. Ein berühmtes Werk war die T. von Antiochia, die einen Fuß auf die Schulter des Flußgottes Orontes setzt, von Eutychides (in einer Kopie des Vatikans erhalten, s. Abbildung, S. 845). Vgl. Lehrs, Populäre Aufsätze (2. Aufl., Leipz. 1875).