Die Gesteine zeigen da, wo sie in ihrer ganzen Masse der Beobachtung zugänglich sind, also vorzüglich an steilen Felswänden, in Wasserrissen, in Steinbrüchen und andern künstlichen Aufschlüssen, mehr oder weniger deutliche Trennungsflächen, die den stetigen Zusammenhang des Gesteins unterbrechen und dasselbe in verschieden gestaltete Körper zerlegen. Diese Trennungsflächen oder Absonderungsflächen sind entweder bereits während der Bildung des Gesteins entstanden und entsprechen dann einem Intervall in dem Gesteinsabsatz oder einer Änderung in den Bedingungen, unter denen das Gesteinsmaterial sich zusammenhäufte (man bezeichnet sie dann gewöhnlich als Fugen), oder sie haben sich erst nach der Bildung des Gesteins durch Schrumpfung der Gesteinsmasse oder durch andre, von außen her wirkende mechanische Vorgänge nach und nach entwickelt und werden dann Klüfte genannt. Die Fugen (Schichtfugen, Gesteinsfugen) sind Zusammensetzungsflächen, die für die geschichteten Gesteine (s. Gesteine und Schichtung) charakteristisch sind. Die Klüfte dagegen sind Trennungsflächen; sie sind entweder eine Folge der Zusammenziehung, welche die geschichteten Gesteine bei ihrer Austrocknung oder die Eruptivgesteine bei ihrer Erstarrung erlitten haben, oder sie sind durch mechanische (Druck-, Zug- oder Torsions-) Wirkungen entstanden und werden dann als sogen. Diaklasen (s. Lithoklasen) der ersten Art von Trennungsflächen, den Leptoklasen oder Absonderungsflächen im engern Sinne des Wortes, gegenübergestellt.
Man unterscheidet folgende Absonderungsformen: 1) Die unregelmäßig polyedrische Absonderung. Die Gesteinsmasse zerfällt durch die Zerklüftungsflächen in regellos gestaltete, vieleckige, meist scharfkantige Gesteinsstücke. Diese Absonderungsform findet sich sowohl bei Sedimentgesteinen, wie Grauwacke, Kalkstein, Quarzit, als auch bei Eruptivgesteinen, wie Granit, Porphyr und Diabas, sehr verbreitet.
2) Die säulenförmige Absonderung kommt besonders bei Eruptivgesteinen vor. Das Gestein zerfällt in lauter mehr oder weniger regelmäßige, prismatische Teile. Länge und Durchmesser der Säulen ist sehr verschieden, innerhalb derselben Gesteinsmasse aber gewöhnlich ziemlich gleich. Die Säulen sind drei- und mehrseitig, am häufigsten sechs- und fünfseitig; meistens sind sie gerade, selten gebogen. Sie stehen im allgemeinen senkrecht auf den Begrenzungs-, bez. Abkühlungsflächen: in Gängen sind sie wie Holzscheite rechtwinklig zu dem Salband gelagert (s. Tafel Erosion, Fig. 2); in Decken oder Strömen stehen sie lotrecht; bei Kuppen findet man eine meilerartige Gruppierung (Fig. 7) oder ein strahlenförmiges Divergieren. Oft sind die Säulen auch noch quer (transversal) zerteilt; dies führt zu kurzprismatischen und bei Abrundung der Kanten zu ellipsoidischen und kugeligen Absonderungsformen (Käsegrotte bei Bertrich). Am schönsten zeigt sich die Säulenabsonderung am Basalt; die bekanntesten und großartigsten Vorkommnisse von Säulenbasalt in Europa sind der sogen. Riesendamm an der Nordküste der Grafschaft Antrim auf Irland, die Insel Staffa mit der Fingalshöhle (Fig. 3), der Scheidskopf bei Remagen (Fig. 7), Wargotsch bei Aussig. Seltener ist die säulenförmige Absonderung bei dem Quarzporphyr, wo sie Übergänge in eine unregelmäßig pfeilerförmige oder parallelepipedische zeigt (Fig. 2), bei Obsidian (Fig. 6), bei Trachyt (s. Tafel Küstenbildungen II, Fig. 3), bei Diorit, Phonolith etc. Auch Sedimentgesteine lassen, obschon viel seltener, eine Säulenabsonderung erkennen, so der tertiäre Gips am Montmartre bei Paris, der Buntsandstein bei Toulon, viele Toneisensteine; besonders da, wo Sedimente mit Eruptivgesteinen in Berührung kommen, ist durch die starke Erhitzung und spätere Abkühlung und Zusammenziehung oft eine deutliche Säulenabsonderung in jenen entstanden, z.B. im Buntsandstein an der blauen Kuppe bei Eschwege und am Wildenstein bei Büdingen, in der Braunkohle des Meißner. Auch Gestellsteine von Hochöfen zerfallen nach einiger Zeit des Gebrauchs in säulige Stücke.
3) Die kugelige Absonderung ist häufig mit der säulenförmigen verknüpft (Fig. 7), tritt aber zuweilen erst bei der Verwitterung des Gesteins deutlich hervor. Das Gestein erscheint dann aus lauter nuß- bis metergroßen Kugeln zusammengesetzt, denen häufig ein konzentrisch-schaliger Bau zukommt, so daß sie schließlich in zahlreiche, zwiebelförmig sich umhüllende Schalen zerfallen (Fig. 5). Die Kugelabsonderung kommt bei Basalt, Melaphyr, Diabas und Minette häufig vor, auch bei Porphyr und Granit; auch die perlitische Struktur des Perlits (s.d.) gehört in gewissem Sinne hierher. Selten findet sich die kugelige Absonderung bei Sedimentgesteinen (Sandstein, Grauwacke).
4) Die plattenförmige Absonderung, im ganzen der Schichtung und Schieferung sehr ähnlich. Das Gestein zerfällt in parallel gelagerte Platten von verschiedener Dicke; die Flächen der Platten sind meist eben, selten etwas gekrümmt (krummschalige Absonderung). Die Klüfte liegen immer parallel der äußern Gesteinsgrenze, also bei horizontal ausgebreiteten Decken von Eruptivgesteinen horizontal, in Gängen parallel dem Salband. Häufig hängt die plattenförmige Absonderung mit einer Parallel- oder Fluidalstruktur des Gesteins zusammen. Sie findet sich sehr oft bei Phonolith (Fig. 4) und Porphyr, aber auch bei Trachyt, Basalt; bei erstern zeigen die Platten zuweilen so dünne Dimensionen (blätterige Absonderung), daß sie zum Dachdecken verwendet werden können. Besitzen die Platten, wie bei manchen Graniten (seltener bei Obsidian), größere Dimensionen, und sind sie insbesondere ziemlich dick im Verhältnis zu ihrer Flächenausdehnung, so spricht man auch von einer bankförmigen oder matratzenförmigen Absonderung (Fig. 1 u. 6).
5) Die kubische oder parallelepipedische, auch quaderförmige Absonderung ist bei Granit und Sandstein sehr verbreitet und bedingt durch drei sich nahezu rechtwinklig schneidende Kluftsysteme. Der Granit zerfällt häufig in deutlich kubische Blöcke, die auch wohl mit dickbankig abgesonderten Gesteinsstücken abwechseln und sich ebenso wie diese an den Ecken und Kanten runden können (Übergänge in die kugelige Absonderung), wodurch das Ganze an aufeinandergeschichtete Wollsäcke erinnert (Wollsackabsonderung). Zuweilen ruht ein großer, an den Kanten und Ecken gerundeter Block nur noch auf einer kleinen Basis auf, so daß er durch Stöße in Bewegung gesetzt werden kann (Wackelstein, Schaukelstein, Lottelfels, wacking stone, Fig. 1). Wenn Gesteine mit parallelepipedischer Absonderung bei fortschreitender Verwitterung zerfallen, entstehen an den Abhängen gern Anhäufungen von Blöcken (Felsenmeere, Teufelsmühlen), wie sie viele Granit- und Dioritberge (Brocken, Riesengebirge, Odenwald, Schwarzwald, Fichtelgebirge) überziehen; sie haben oft die abenteuerlichsten Hypothesen über ihre so leicht erklärbare Entstehung wachgerufen. Bei den Sandsteinen kommt die quaderförmige Absonderung durch die Verbindung prismatischer Absonderung mit den Schichtfugen, die das eine Kluftsystem vertreten, zu stände (s. Tafel Erosion, Fig. 7, und Tafel Bergformen II, Fig. 3).
Meyers-1905: Absonderung [2] · Absonderung [1]
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