I. Pflanzen, die weder ihre Blüten noch ihre Früchte aus der Erde emporschicken, finden sich in mehreren Arazeengattungen, wie z.B. Stylochiton hypogaeus und Stylochiton lancifolius (Fig. 7) aus Mittelafrika, die nur die Spitze der Blütenscheide aus der Erde hervorstrecken, so daß Insekten den Zugang finden und fremden Pollen hineinbringen können. Auch die Arten der Arazeengattungen Biarum und Cryptocoryne verhalten sich ähnlich. Bei einer nordafrikanischen Zingiberazee: Ceratanthera Beaumetzi, beobachtete Heckel, daß sie in ihrer Heimat nur unterirdische Blüten und Früchte erzeugt; in Europa gezogen, lieferte sie dagegen Luftblüten, die durch Umwandlung der Samenanlagen nur Brutknollen brachten, ähnlich wie mehrere Liliazeen u. Amaryllidazeen (Heckels Ditopismus).
II. Zu den Erdfrüchtlern der zweiten Gruppe, die ihre meist von Insekten befruchteten Luftblüten nachträglich zum Reifen der Samen in die Erde bergen, gehört das Alpenveilchen (Cyclamen europaeum, Fig. 6) und seine asiatischen Verwandten, die nach dem Abblühen die Fruchtanlagen durch pfropfenziehorförmige Einrollung des Blütenstiels in die Erde oder doch in das welke Laub am Boden herabziehen, woselbst die Samen reifen, die im nächsten Jahre durch Ameisen oder größere Tiere verschleppt und ausgesät werden. Das Mauerleinkraut (s. obenstehende Abbildung) wendet seine Blütenstiele dem Lichte zu, nach dem Verblühen aber wenden dieselben sich vom Licht ab und schieben, indem sie sich bedeutend verlängern, die heranwachsenden Fruchtkapseln in die Ritzen und Spalten des Gesteins oder Mauerwerks hinein, wo später die reifen Samen zur Aussaat und zur Keimung kommen. Ein solches Einbohren der jungen Früchte in das Substrat kommt auch bei Wegerichpflanzen (Plantago cretica) u. Kreuzblütlern (z.B. Morisia hypogaea und Geococcus-Arten) vor, am häufigsten aber bei Schmetterlingsblütlern, unter denen einige Erdfrüchtler seit alten Zeiten bekannt und wichtige Kulturpflanzen geworden sind. Hier ist vor allem die aus Brasilien stammende, jetzt in allen Erdteilen angebaute Erdnuß (Arachis hypogaea, s. Tafel Fett und Öl liefernde Pflanzen, Fig. 1) zu nennen und die in Afrika verbreitete Erderbse (Voandzeia subterranea, Fig. 5). Das in den Mittelmeerländern einheimische Trifolium subterraneum (Fig. 2) hat in der Regel 1012 Blüten in jedem Köpfchen, von denen jedoch nur 23 fruchtbar sind, während die übrigen sich in Bohrspitzen umwandeln, die sich langsam in die Erde einbohren und ein Loch bereiten, das die jungen Hülsen aufnimmt. Ähnlich verhalten sich Trifolium polymorphum von der Magalhãesstraße und andre Arten.
III. Die amphikarpen Erdfrüchtler, welche die dritte Gruppe bilden, sind gleichsam angehende Erdfrüchtler, die sich des Vorteils der Insektenbefruchtung offener Luftblüten noch nicht begeben haben, neben ihnen aber unterirdische, sich niemals öffnende (kleistogame) Blüten treiben, die nach der Selbstbefruchtung ihre Samen in der Erde reifen. Am frühesten wurden von ihnen die doppelfrüchtige Wicke (Vicia amphicarpa, Fig. 3) und Platterbse (Lathyrus amphicarpus, Fig. 1) bekannt; es scheint fast, als ob Theophrast sie bereits gekannt habe, der von zwei Pflanzen (Arachidne und Aracus) spricht, denen er ober- und unterirdische Früchte zuschreibt. Auch andre Arten der Wicke (Vicia) und Platterbse (Lathyrus) sowie der Walderbse (Orobus), denen sich die amerikanische Gattung Amphicarpaea anschließt, können in trocknen Klimaten doppelfrüchtig werden. Es erscheint danach naheliegend, daß auch die doppelfrüchtige Wicke und Platterbse nur klimatitische Varietäten unsrer schmalblätterigen Wicke (Vicia angustifolia) und der Feldplatterbse (Lathyrus sativus) sind. Außer bei Schmetterlingsblütlern, denen die bisher genannten amphikarpen Erdfrüchtler angehören, kommt Amphikarpie auch bei Kreuzblütlern, Polygalazeen, Skrofulariazeen, Kommelinazeen und Gräsern vor. Selten tragen beiderlei Arten von Blüten gleich reichlich Samen; gewöhnlich sind die Erdfrüchte kürzer und nur mit 12 Samen versehen, wie die amphikarpen Vicia und Lathyrus (Fig. 1 u. 3) zeigen und ebenso die im südlichen Brasilien und in Uruguay heimische Kruzifere Cardamine chenopodiifolia (Fig. 4).
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