[695] Vier und funfzigstes Schreiben.

Von Tivoli, Frascati etc. und der Gegend um Rom.

Rom liegt in einer angenehmen, aber wenig bewohnten Gegend, welches sie mit dem ganzen Kirchenstaate gemein hat. Rand links: Beschreibung der Gegend um Rom. Die harte Regierung unter den so oft abwechselnden Ministern und päbstlichen Familien, die sich nur zu bereichern suchen, der Mangel an Handlung, und die Menge der Pfaffen und Geistlichen sind die vornehmste Ursache daran. Von Rom nach Tivoli, Frascati, Veletrietc. sind die schönsten Ebenen, allein ohne Flecken und Dörfer, also daß auch zur Aerntezeit das Bauervolk von Viterbo, Perugia und den obern gebirgichten Orten des Patrimonii S. Petri kommen muß, um den hiesigen wenigen Einwohnern ihr Getraide einsammeln zu helfen. Indessen fällt jedoch diese äußerliche Armuth des Landes mehr in die Augen, als sie in der That ist, weil die meisten Häuser nicht in der trocknen und warmen Ebene, sondern an den Bergen wegen der im Sommer daselbst kühlern Luft mit Fleiß angeleget werden.

Frascati liegt an einem Berge, dritthalb Stunden oder zwölf italienische Meilen von Rom. Unterwegens sieht man das verfallene Mauerwerk der Wasserleitung von der Aqua Claudia, die rudera des Landhauses Gallieni Imperatoris, und des Grabmaals Alexander Severus, worinnen man den Sarg dieses Kaisers, so heut zu Tage auf dem Capitolio steht, und in solchem Sarge das berühmte Aschengefäß, das in der barberinischen Bibliothek gezeiget wird, gefunden hat. Rand links: Grabmaal Alexandri Severi. Frascati liegt nahe an dem Platze, wo das alte Tusculum gestanden, und hat den Namen von denen Lauberhütten, welche die Einwohner Tusculi, nachdem ihre Stadt im Jahre 1191, unter dem Pabste Cölestinus dem dritten, verwüstet worden, allhier zu ihrem Aufenthalte erbaueten. Rand links: Tusculum. Die angenehme Lage des Ortes hat Gelegenheit gegeben, daß viele vornehme Herren ihn des Sommers zu ihrer Wohnung ersehen, und nicht nur gute Palläste und Gärten, sondern auch ansehnliche Wasserkünste, zu welchen die bergichte Gegend gar bequem ist, allhier angeleget haben. Alle diese Schönheiten sind zwar mit Versailles nicht zu vergleichen, unterdessen aber doch auch nicht so schlecht, als sie von manchen ausgegeben werden, und findet man etliche Wasserwerke, welche selbst in Versailles unter die guten Stücke würden gerechnet werden können.

In der kurzen Beschreibung, die ich davon zu geben gedenke, mache ich den Anfang von der Villa Aldobrandini oder dem Belvedere, dessen vornehmste Wasserkünste sich in einem Theater zeigen. Rand links: Villa Aldobrandini. Die metallene Weltkugel, so auf des Atlas Schultern ruhet, spritzet überall Wasser von sich: vor dieser Statue kämpfen ein Tieger und ein Löwe mit einander, und jener ahmet mit dem häufigen Wasserspritzen aus seinem Rachen und aus der Nase das Pfuchzen einer erzürnten Tiegerinn oder Katze sehr natürlich nach. Rand links: Wasserkünste. Das aus der Mitte der Fontaine gerade in die Höhe steigende Wasser verursachet einen solchen Lärmen und vieles Knallen, als wenn Granaten und Lustkugeln geworfen würden. Ein Faunus oder Polyphemus, der bey vielen andern Statuen und guten bas-reliefs steht, spielet auf der Flöte, wie solche die Alten mit vielen Röhren hatten, ein Centaurus bläst auf einem Horne, und giebt man vor, daß solcher Schall auf vier italienische Meilen gehoret werde. Das zu diesen Werken benöthigte Wasser wird von sechs italienischen Meilen hergeleitet, und steigt die[696] Hauptfontaine vier und siebenzig palmi hoch. In einem gewölbten Saale sieht man den Berg Parnaß, und auf demselben den Apollo mit den Musen und dem Pegasus. Rand rechts: Parnassusberg. Die Musik, welche sich dabey hören läßt, kömmt von einem gekünstelten Kuckuck und einer mit verschiedenen Registern versehenen Orgel, welche auf eben die Art, wie eine andere vor dem Theater, vom Wasser getrieben wird, und vermittelst der in einer Walze eingeschlagenen messingenen Stifte die gehörigen Claves rühret. Rand rechts: Wasserorgel. Zu den Seiten des Parnasses stehen die Statuen Corinna und Sappho mit Inscriptionen. Die vornehmsten Thaten des Apollo sind an der Wand à fresco gemalt. Inwendig über der Thüre stehen die Verse:


Huc ego migravi Musis comitatus Apollo,

Hic Delphi, hic Helicon, hic mihi Delos erit.


Der Fußboden dieses Saales ist mit kleinen Steinen in Figuren von Bluhmen und Vögeln ausgelegt, und in der Mitte desselben ein Loch, über welchem die vom Wasser erregte Luft eine leichte Kugel einer Spannen hoch von der Erde in solcher gleichwichtigen Bewegung erhält, daß sie auf keiner Seite abfällt. Die Cascade ist fünf und sechszig Stufen hoch, und ihre Seiten mit steinernen Bildern von Schildkröten, Delphinen, Seehunden, Gänsen und dergleichen im Wasser sich aufhaltenden Thieren besetzt, welche einander das Wasser zuwerfen. Rand rechts: Cascade Oben im Garten und zu Ende der Cascade ist eine Wildniß mit schmalen Spaziergängen anzutreffen. In dem Pallaste sind die Decken der Zimmer à fresco vom Cav. d' Arpino gemalet. Itztgedachte Villa gehöret anitzt demPrincipe Pamfili, der aber, um die Unkosten des vielen Besuches zu ersparen, selten hieher kömmt.

Der Pallast Horatii Falconeri zu Frascati hat eine schöne Facciata. Rand rechts: Palazzo Falconeri zu Frascati. Unter dem Altare der Hauskapelle ruhet das weiße und mit Kalk gereinigte Skeleton B. Alexii Falconeri in einem weißen Hemde. Ihm zu Ehren ist ein Monument gegenüber dem Denkmaale der Beata Juliana aus eben dieser Familie aufgerichtet. In den Zimmern sind viele gute Gemälde und eine erwünschte Aussicht.

Die Villa Taverna ist der unterste Pallast, welchen die Familie Borghese zu Frascati hat, und wenn Paulus der fünfte, wie öfters geschah, in Monte Dragone sich aufhielt, so traten die Kardinäle, Prinzen und Gesandten, so bey Seiner Heiligkeit Gehör suchten, allhier ab. Rand rechts: Villa Taverna. Rand rechts: Unterschied der Luft in einer geringen Entfernung. Die Herrschaft hält sich gemeiniglich im Herbste und Winter allhier auf, und soll die Luft besser seyn, als die vom Monte Dragone. Rand rechts: Monte Dragone.

Dieser letztgenannte Pallast liegt ein wenig höher am Berge, und geht man durch eine schöne Allee hinaus. Bey dem Eingange liest man:


Thessala quid Tempe, quid quæris Adonidis hortos?

Hæc tibi pro cunctis Villa Draconis erit.


ferner:


Hesperidum nostris quantum viridaria cedunt.

Custos est tanto mitior ore Draco.


und die Verse, welche der Pabst Paulus der fünfte gemacht haben soll:


Hac subit impositi & ponit cum pondera mundi

Paulus, ab accessu subtrahe cura pedem.


Die Größe des Pallastes kann man aus der Menge der Fenster, deren dreyhundert und vier und siebenzig gezählet werden, ermessen, und ist von diesen eines dergestalt gelegen, daß man daraus so viele dem Hause Borghese zustehende Ländereyen übersehen kann, daß solche sechszig[697] tausend Scudi jährlicher Einkünfte betragen, welches sicherlich ein angenehmer Prospect für den Gutsheeen seyn muß. Rand rechts: Größe und Annehmlichkeit des Pallastes. In den Zimmern sieht man das metallene Brustbild Paulus des fünften, uno das vom Kardinal Scipio Borghese (der nach Gregorius dem dreyzehnten unglaubliche Summen auf dieses Landhaus gewendet hat) aus weißem Marmor, ein kleines hölzernes Crucifix, welches ein Blindgebohrner verfertiget hat, das heil. Rand links: Statuen und Gemälde. Abendmahl vom Caraccioli gemalt, den Sieg des Erzengels Michaels vom Pietro Perugino, bey welchem der Frauenkopf der Schlange nach dem Portrait einer gewissen Dame gemalt seyn soll. Die Geißelung Christi und eine Madonna, beyde vom Titiano, nebst andern guten Stücken, eine alte Statue des Bacchus in seiner Jugend, zu welcher Bernini den Kopf gemacht hat (wie er auch bey zwölf andern alten Bruststücken gethan) und viele Portraite vornehmer und berühmter Leute in einem besondern Saale. In der großen Galerie stehen zwey sehr große busta, das eine und größeste der Faustina, das andere des Antinous; ferner viele Thiere vom Pioli gemalt, von welchem Meister auch das große Stück ist, welches den Orpheus mir seiner Leyer mitten unter den Thieren vorstellet. Aus diesem langen Saale kommt man in den schonen Porticum von Seulen, welchen Vignola angegeben hat, und worinnen sowohl als in dem daran gelegenen kleinen Garten viele schöne Statuen undbusta zu sehen sind. Dergleichen findet man auch an den schönen Springbrunnen, womit diese Villa häufig gezieret ist.

Von hieraus übersieht man die Gegend der Stadt Rom bis in die offenbare See; und muß ich die Portraite der unglücklichen Mutter und Tochter aus der Familie Cenci, welche beyde in einem von diesen Zimmern gezeiget werden, nicht gänzlich mit Stillschweigen übergehen. Rand links: Prospect bis an die See. Rand links: Klägliche Historie der Familie Cenci. Der Vater dieser letztern war ein brutaler Mann, der mit seiner Frau in der Tochter Kammer schlief, und vor dieser ihren Augen nicht nur viele Sachen begieng, die er ohne Zeugen hatte verrichten sollen, sondern endlich auch in ihrer Gegenwart Sodomiterey trieb, und die Tochter öfters zu nothzüchtigen suchte. Diese und dergleichen Verfolgungen abzulenken gerieth sie auf den verzweifelten Anschlag, daß sie zween Meuchelmorder in ihr Zimmer verbarg, welche den schlafenden Vater umbringen sollten. Als es zur That kam, reuete die zween bestellten Mörder ihr gethanes Versprechen und bezeugten sie einen Abscheu vor dessen Vollziehung; die Tochter aber ergriff im Eifer ein Stilet und stieß es dem schlafenden Vater durchs Herz, also daß er alsobald in seinem Blute starb. Dieses geschah unter Paulo dem fünften; und weil die Mutter und der Bruder um den Anschlag gewußt, so wurden allen dreyen die Köpfe vor der Engelsburg abgeschlagen, wobey ihnen der Pabst keine andere Gnade angedeihen ließ, als daß in der Zeit, da das Urtheil vollstrecket wurde, etliche Canonen vom Castell St. Angelo gelöset wurden, damit bey diesem Zeichen der Pabst abwesend über die Sterbenden seinen Segen noch sprechen möchte. Die Tochter starb mit großer Standhaftigkeit, und wurde wegen ihrer Schönheit von vielen beklaget.

Die Villa Ludovisi zu Frascati liegt an der Seite gegen die Stadt, hat einen angenehmen stets grünenden Garten, und gehöret anitzt dem Duca di Guadagnolo. Rand links: Villa Ludovisi zu Frascati. Wer nicht gern naß gemacht seyn will, mag hier vornehmlich auf seiner Hat seyn, oder mit dem Gärtner vorgängige Abrede nehmen. Unter den vielen Wasserkünsten ist die in einer Wildniß angelegte Cascade sehr angenehm. In dem Pallaste, der eine treffliche Aussicht hat, finden sich unter andern zehn marmorne Brustbilder, zween Schreibtische von florentinischem Marmor mit allerley Figuren, und ein Gemälde, auf welchem eine beschneyete Gegend, wie solche zur Nachtzeit anzusehen, vorgestellet ist.[698]

Die übrigen zu Frascati befindlichen Villæ von Belpoggio, Aquaviva, Arigone, des Duca dt Sora und anderer übergehe ich mit Stillschweigen, da ohnedem ein Reisender selten so viele Zeit übrig hat, daß er sich bey allen mittelmäßigen Dingen aufhalten kann. Rand rechts: Andere Villæ zu Frascati. Zwo italienische Meilen von der Stadt lag ehemals des Cicerons Tusculum, und auf dem Wege nach Marino sieht man die rudera der berühmten Gärten des Lucullus.

Tivoli liegt achtzehn italienische Meilen von Rom auf einem Berge, bis an welchen der Weg ganz eben ist. Rand rechts: Tivoli. Man kömmt erstlich über einen Bach, Solfatara oder Solforata genannt, dessen Wasser ganz weiß ist und einen schweflichten häßlichen Geruch von sich giebt, fast wie aus der Vermischung und Fermentation des Kalks und Auripigmenti, bey Verfertigung der sympathetischen Dinte hervorzukommen pfleget. Rand rechts: Bach Solfatara. MARTIALIS gedenket schon dieser Eigenschaft, wenn er lib. I, epigr. 13 schreibt:


Itur ad Herculei gelidas quæ Tiburis arces

Canaque Sulphureis Alcula fumat aquis.


Hernach geht man über den Aniene oder Teverone, der zu Tivoli einen berühmten Fall hat. Die Einwohner von Tivoli behaupten, daß ihre Stadt sechshundert und ein und vierzig Jahre älter als Rom sey, ja sie behalten um ihr Stadtwapen noch die alte Devise: Superbum Tibur, und über der Brücke, wo man zur Cascade des Aniene geht, liest man folgende Inscription: Rand rechts: Alter der Stadt Tivoli.


Urbani VIII. Pontif. O. M. Anno XIV.

Francisco Barberino Em. Principe civitatem Tiburtinam gubernante

S. P. Q. T. Pontem vetustate corruptum & pene labantem

Incolarum castri veteris aliorumque civium commoditati restituit

Curantibus

R. P. D. Marcello Melchiorio Utr. Sig. ref. V. Gub.

Joh. Bapt. Roncetto J. V. D. Cap. Militiæ

Dominico del Signore & Hilario Cocanario Prioribus

A. D. M. DC XXXVII.


Allein der Herr Cocanarius und Roncettus, Juris Vtriusque Doctor Caput Militiæ, werden mir vergönnen, daß ich sage, wie Senatus Populusque Tiburtinus heut zu Tage eine gar schlechte Figur machen, und das Städtchen selbst ein gar elendes Nest sey, wenn man die einzige Villa Estense ausnimmt, welche dem Hause, dessen Namen sie führet, drey Millionen gekostet haben soll, itzt aber auch gar sehr verfällt. Rand rechts: Villa Estense.

In dem Pallaste sieht man die Statue Venus, in der Stellung wie die von der florentinischen Tribuna, aber größer. Rand rechts: Venus etc. Auf dem Altare der Kapelle steht ein berühmtes Gemälde einer Madonna, und die Fresco-Stücke in denen acht auf einander folgenden Zimmern des untersten Stockwerkes sind von Friedrich Zuccaro, Muziano und Tempesta. Auf einem kleinen Gruppo von Marmor ist der Nil mit zwölf um und auf ihm sitzenden Kindern vorgestellet. Rand rechts: Nil. Den Garten zierten ehemals die Springbrunnen der Leda, des Aeskulaps, der Aretusa, Pandora, Flora, Pomona, des Pegasus, Antinous etc. und die Grotten der Venus, Sibylle und anderer. Rand rechts: Wasserkünste. Allein man erkennt die Abwesenheit des Herrn gar deutlich an ihrem itzigen Zustande, obgleich die Wasserkünste nicht viele Unkosten erfodern, und so vieles Wasser, als man nur verlanget, aus dem Aniene dazu abgeleitet werden kann. Das große Bassin, welches gleich unter dem Pallaste angeleget und mit der Statue eines Pferdes gezieret[699] ist, giebt vieles Wasser, und folget hierauf eine Reihe von etlichen hundert Adlern, Pyramiden, Bluhmentöpfen und dergleichen steinernen Figuren, welche über guten bas-reliefs von des OVIDIIMetamorphosibus stehen, und sämmtlich Wasser von sich spritzen. Diese Wassergalerie ist etliche hundert gemeine Schritte lang, und ein gar gutes Stück. Zu Ende derselben findet sich ein Schiff mit seinen Masten vorgestellet, welches allenthalben Wasser von sich wirst. Auf einem etwas erhöheten Platze nahe dabey ist das alte Rom mit seinen Tempeln, Circis, Theatris, Obeliscis, Bädern, Seulen, Triumphbögen und Wasserleitungen in Kleinem abgebildet; allein weil alles dieses nur von Backsteinen aufgeführet worden, so geht es nach und nach sehr ein. Die Girandola oder Drachenfontaine verdienet gesehen zu werden wegen der Menge des Wassers, welches sie siebenzigpalmi hoch in die Höhe wirst, und wegen des Lärmens, den sie dabey verursachet. Rand links: Drachenfontaine. Die Wasserorgel unter einer schönen Architectur voll bas-reliefs und Statuen ist gleichfalls artig, nebst der Cascade, an welcher der Strom ohne Stufen herabstürzet. Rand links: Wasserorgel. In dem untern Theile des Gartens liegen zwey große Stücke eines Colossi oder einer Riesenstatne, die man allhier gefunden; man sieht auch daselbst Cypressen von der Höhe und Dicke eines Eichbaumes. Rand links: Fragmenta Colossi. Ueberhaupt sind die Wasserwerke zu Tivoli besser als zu Frascati; die Aussicht aber ist von dem letzten Orte angenehmer, weil Tivoli in einer Einbeugung des Gebirges liegt, wodurch der Prospect um ein gutes Theil eingeschränket wird. Ueber dem Eingange einer Grotte zu Tivoli im Estischen Garten liest man: Rand links: Inscription einer Grotte.


Regios Estensium Principum hortos immenso Card. Hippolyti sumtu præruptæ rupis asperrimis cautibus in mollissimi clivi pensiles ambulationes conversis ac terebrati per montis viscera ductis ex Aniene innumeris fontibus admirandos ab Aloysio & Alexandro Cardinalibus magna splendidi cultus accessione nobilitatos.


Auf dem Marktplatze zu Tivoli stehen zwey große ägyptische Götzenbilder der Isis, aus Granito orientale, welche die Tiburtiner denen überwundenen Einwohnern von Norcia abgenommen, oder wie andere wollen, aus der Villa Hadriani hieher gebracht haben. Rand links: Aegyptische Götzenbilder. Nicht weit von der Cascade des Teverone linker Hand in der Stadt, wenn man von Rom her rechnet, stehen die rudera des Templi Vestæ oder der Sibylla Tiburtina oder des Herkules, so um sich eine Galerie von sechszehn Seulen gehabt hat, davon aber nur noch zehne im Stande sind. Rand links: Rudera eines heidnischen Tempels. Das Gesimse von diesem Porticu ist wohl conservirt, und stellt in seinen basreliefs Bluhmenkränze und allerley Früchte vor. An dem Eingange sind die Seulen undFrises abgebrochen, daher man nur noch liest:


L. GELLIO. L. F.


Daß Herkules vor andern zu Tivoli verehret worden, sieht man aus MARTIALISLib. I, Epigr. XIII, v. 1, und aus verschiedenen zu Tivoli gefundenen Marmorn, auf welchen die Priester dieses Götzen Augustales Herculanei genennt werden. Rand links: Herkules wurde zu Tivoli verehret. Vielleicht suchte man seinen Schutz wider die einbrechende Gewalt des Aniene, weil Herkules für einen Beschirmer des fußfesten Landes wider die Gewalt der Wasser gehalten wurde, wie STATIVSSilvar. lib. 2 anzeiget. Denn da er Surrentinum, seines Freundes Pollii Landgut an dem Ufer des Meeres bey den Tempeln Neptuns und Herkules gelegen beschreibt, setzet er:
[700]

Ante domum tumidæ moderator cærulus undæ

Excubat innocui custos laris, hujus amico

Spumant templa salo. Felicia rura tuetur

Alcides. Gaudet gemino sub numine portus

Hic servat terras hic sævis fluctibus obstat.


Unter andern hat PIGHIVS,in Herc. Prodicio p. 396, in der Kirche St. Vincentii zu Tivoli folgende Inscription bemerket:


Herculi.

Tiburt. Vict.

Et. ceteris. DIs.

Præt. Tiburt.

L. Minicius

Natalis

Cos. Augur.

Leg. Aug. Pr. Pr.

Provinciæ

Mœsiæ. infer.

Votis. susc.


Ja an einem Privathause beym Markte war die alte Inscription in Marmor eingemauert:


Herculi. Saxano. Sacrum Rand rechts: Herkules Saxanus..

Ser. Sulpicius. Trophimus

Aedem. Zothecam. culinam1

Pecunia. sua. a. solo. restituit

idemque. dedicavit. K. Decemb.

L. Turpilio. Dextro. M. Mæcio. Rufo. Cos.

Eutychus. Ser. peragendum. curavit.


Die Zeit der gedachten Bürgermeister fällt in das Jahr Christi 225. Ein anderes diesem Herkules gewidmetes Denkmaal hat man vor wenigen Jahren. nämlich 1721 im Dorfe Norri, eine Stunde von Pont-à-Mousson auf der Seite gegen Metz und zwar in einer felsigten Gegend, die zu Steinbrüchen gebraucht wird, entdecket, und darauf folgende Worte gefunden:


T. O. M. ET. HER

CVLI SAXA

SACRVM

P. TALPIDIVS

CLEMENS

LEG. VIII. AVG

CVM. MIL. LEG. EIVS

(MONTFAVCONAntiqu. espl. Suppl. T. II, p. 50, f.)
[701]

Wer dieser Hercules Saxanus gewesen sey2, zeiget am besten eine andere Inscription beymGRVTEROp. XLIX, n. 2, welche ihn Herculem in Petra nennt, und zu Mayland befindlich war: Rand links: Hercules in Petra.


Herculi

In. Petra. sacr.

C. Calvisius

Secundinus

hĪ. Vir. Jun. Decur.

item. Q. aram

V. S. L. M.


Hercules Tiburtinus kömmt bey eben diesemGRVTERO vor, p. XLIX, n. 6 p. MXIII, n. 3; Hubert.GOLZIOin Thesauro rei antiquarlæ, Operum Tom. I, p. 8; PIGH. Herc. Prod. p. 36; und vom SVETONIOin Caligula cap. 8 wird Tibur genennt Urbs Herculi sacra; wie auch Herculeum vom STRABONE und MARITALIlib. I, Epigr. 13.

Ob nun gleich gewiß ist, daß Herkules zu Tivoli verehret worden, auch wahrscheinlich Hercules Saxanus so viel sagen will, als qui in saxosis locis & editis petris colitur, wie auch die Römer einen TempelBonæ Deæ Subsaxanæ hatten, welchen Nardinus unter dem Felsen des aventinischen Berges gewesen zu seyn erachtet; so dünkt mich doch, der kleine Hügel, worauf obgedachte rudera zu sehen sind, sey nicht zulänglich gewesen zu den weitläuftigen Gebäuden, die nach dem Zeugnisse der alten Scribenten bey dem Tempel des Herkules gestanden haben. Rand links: Ungewißheit wo des Herkules Tempel zu Tivoli gestanden. SVETONIVSin Octaviano Cæs. Aug. c. 72 setzet: ex secessibus præcipue frequentavit – – & Tibur, ubi etiam in porticibus Herculis templi persæpe jus dixit. Auf den Pracht des Gebäudes zielet IVVENALIS, wenn er Sat. XIV, v. 86 von des Cetronius prächtigen Pallästen setzet:


Marmoribus vincens Fortunæ atque Herculis ædes.


und Aulus Gellius gedenket einer großen und wohleingerichteten Bibliothek, welche in Herkules Tempel gestanden, wozu diese itzt in die Augen fallende kleine Kapelle keinesweges geräumig genug gewesen seyn würde. Kann dannenhero wohl seyn, wasVGHELLVSin Italia sacra meldet, daß die Domkirche St. Laurentii auf den Platz gebauet worden, wo ehemals Templum Herculis gestanden; und daß obgedachte rudera vom Templo Sibyllæ Tiburtinæ übrig geblieben, von welchen LACTANTIVSlib. I divin. instit. c. 6 schreibt: Decimam Tiburtem nomine Albuneam, quæ Tibure colitur ut Dea juzta ripas Anienis, cujus in gurgite simulacrum ejus inventum esse dicitur tenens in manu librum. Rand links: Templum Sibyllæ Tiburtinæ. Mit dieser Muthmaßung kömmt die Lage des Hügels gar wohl überein, zumal wenn man hiebey zu Rathe zieht, was HORATIVSlib. I od. 7 setzet:
[702]

Nec tam Larissæ percussit campus opimæ

Quam domusAlbuneæ resonantis

Et præceps Anio & Tiburni lucus.


Denn vermuthlich wird die Göttinn nicht sowohl wegen der Oraculorum, welche sie von sich gab, resonans genennt, als wegen des Geräusches, welchen der nächst bey ihr befindliche Fall des Aniene erweckte, und dienet zur Erläuterung, was VIRGILIVS Æneid. I, v. 248 schreibt:


Unde per ora novem vasto cum murmure montis

It mare prorupmm, &pelagopremit arvasonanti.


Welchem hinzugefüget werden kann Æneid. I, v. 59:


Illi (venti) indignantes magno cum murmure montis

Circum claustra fremunt – –


Eben dieser Poet gedenket der Albuneæ, welche er wegen der hohen Lage ihres Tempels oder geheiligten Waldes, die hohe nennet, im siebenten Buche derÆneid. v. 81, s. mit folgenden Worten:


At Rex sollicitus monstris Oracula Fauni

Fatidici genitoris adit lucosque sub alta

Consulit Albunea: nemorum quæ maxima sacro

Fonte sonat, sævamque exhalat opaca Mephitim.


Daß das Bildniß dieser Göttinn allhier in der Villa Estensi mit der Unterschrift Sibylla Albunea ausgegraben worden, bezeuget AntoniusDEL-RE, Antiq. Tiburt. Part. I, c. 5, p. 87.

Ich beziehe mich in Anführung dieser und der obigen tivolischen Inscriptionen auf die Gelehrten, welche solche gesammlet haben, weil ich sie selbst nicht habe entdecken können. Rand rechts: Anmerkung über die tivolische und andere italienische Inscriptionen. In der Villa Estensi ist nichts von solchen Alterthümern zu finden, und an den Häusern des Städtchens Tivoli sieht man sich auch vergeblich darnach um, weil solche fast alle gar schlecht und durchgängig von Backsteinen aufgeführet sind. Ueberhaupt hatte ich mir, ehe ich das erstemal nach Italien kam, in Ansehung der alten Inscriptionen, von diesem Lande ganz andere Begriffe, als ich in der That gefunden, gemacht, indem ich glaubte, man würde häufig an den Hausern alte mit Schriften bezeichnete Marmorsteine finden, welche man aus den alten Monumenten zu den neuern Gebäuden genommen hätte. Dieses ist aber gar selten; und obgleich in der Akademie zu Turin, in den Pallästen Mattei, Albani und etlichen andern zu Rom, desgleichen in verschiedenen Villis, in dem Fußboden derBasilicæ S. Pauli, hier und da in Bibliotheken, zu Verona und an etlichen andern Orten, gute Sammlungen von alten Ueberschriften angetroffen werden: so ist doch solches so viel als nichts gegen die viele tausende, welche allein Gruter in den Druck gegeben hat; und weis ich nicht, wo alle diese Alterthümer hingekommen in einem Lande, da seit Gruters und noch längern Zeiten weder Kriege noch Verheerungen an ihrem Verluste Ursache seyn können.

Um aber wieder auf den Tempel des Herkules oder der Sibylle in Tivoli zu kommen, so sind die äußern Seulen zwar von Marmor, das innere Mauerwerk aber von Backsteinen. Rand rechts: Fernere Beschreibug desTempli Herculis, oder der Sibylle. In einer Nicchia oder einem ausgewölbten kleinen Bogen bemerket man etlicheFresco-Gemälde; allein aus dem darunter befindlichen Marienbilde sieht man wohl, daß die neuern Christen sich dieses Gebäudes zu einer Kirche bedienet haben. Von diesem Hügel sieht man außer dem Wasserfalle die Gegenden, wo ehemals des Horatius und Catullus Landhäuser[703] sollen gestanden haben. Der Fluß Teverone fallt in der Stadt mit solcher Gewalt über einen Felsen herunter, daß er sich unten her in weißen Schaum verwandelt und tief in den steinernen Grund einreißt. Will man sich die Mühe geben, und eine halbe Stunde weiter um den Berg nach dem Karmeliterkloster gehen, daß man gerade denen Cascadelle gegenüber kömmt: so wird man mit Vergnügen die andern Falle des Flusses sehen; es kömmt aber keine von den hiesigen Cascaden dem Rheinfalle bey Schafhausen oder demVelleno in der Gegend von Terni gleich. Rand links: Cascade des Teverone.

Wie Tivoli für einen hauptgefunden Ort schon vor alten Zeiten gehalten worden, beweisen des MARTIA LIS Verse: Rand links: Gesundheit der Luft zu Tivoli.


Nullo fata loco possis excludere, cum mors

Venerit, in medio Tibure Sardinia est.


und was HORATIVSCarm. lib. II, od. 6 schreibt:


Tibur Argeo positum colono

Sit mea sedes utinam senectæ

Sit modus lasso maris & viarum

Militiæque!


Indessen sind doch in Frascati mehrere Lusthäuser und angenehme Gärten, in Tivoli aber die einzigeVilla Estense als merkwürdig zu sehen, von welcher ich aus Pighio nachfolgendes schöne Carmen, so zu Ehren des Stifters derselben, des Kardinals Hippolyti verfertiget worden, einrücke: Rand links: Carmen auf die Villam Estensem.


Deliciæ veterum, Tibur, volventibus annis

Conciderat priscum perdideratque decus,

Et nusquam rivi, nusquam pomaria, nusquam

Vlla super tanti signa decoris erant.

Illa loca antiquis toties celebrata Poëtis

Horrebant turpi squalida facta situ.

Omnia tempus edax ita deformarat, ut hospes

Quæreret in media Tibure, Tibur ubi est?

Non tulit hanc speciem divini pectoris Heros

Hippolytus, sacri gloria magna chori.

Ille loco senium abstersit vultusque priores

Reddidit, & solito jussit honore frui.[704]

Illius imperio jussæ revirescere silvæ

Cœperunt sparsis luxuriare comis.

Ille novos passim fonteis emergere ussit,

Nec mora sit, fonteis prosiluere novi.

Quos circum statuit priscis egesta ruinis

Plurima Phidiaca signa polita manu.

Ipse Anio frontem pallenti incinctus oliva

Adsuit, & proprias consociavit opes.

Jure igitur fontesque sacri, silvæque virentes

Certatim Hippolyti nomen ad astra ferunt.

Et quoties molli increpuit levis aura susurro,

Hippolytum alternis vocibus ingeminant.


Wer Luft hat, in alten verfallenen Mauern und unkenntbaren ruderibus herum zu kriechen, kann solches bey Tivoli nach Wunsch verrichten in der Villa Hadriani, Caji Caligulæ, Syphacis Regis Numidlæ, Zenoblæ Reginæ Palmyrenorum, Marci Lepidi, Plauti, Quintilii Vari, Marci Lolii, Mæcenatis, Ventidii Bassi und vieler andern, welche ihre Namen hergeben müssen, um solche Oerter als Alterthümer zu bemerken, worinnen man fast nichts mehr vom Alterthume sieht. Rand rechts: Villa in dieser Nachbarschaft. Was Mont- Martre und die umliegende Gegend den Parisern ist, das ist Tivoli den Römern in Ansehung der häufigen Steinbrüche, die man in seiner Nachbarschaft findet, und habe ich schon öfters der von hier geholten Quadersteine unter dem Namen von pietra Travertina gedacht. Rand rechts: Steinbrüche. Rand rechts: Pietra Travertina. Die französische Sprache giebt Gelegenheit zu einer räthselhaften Ausdrückung: qu' il y a plus de Montmartre à Paris, que de Paris à Montmartre, welche man leicht auf Rom und Tivoli appliciren kann.

Vier italienische Meilen von Tivoli liegt der Lago de bagni oder Solfatara, auf welchem sechszehn kleine Inseln, Isole natanti genannt, herum schwimmen, und vom Winde bald auf diese bald jene Seite des Ufers getrieben werden3. Rand rechts: Lago Solfatara. Rand rechts: Schwimmende Inseln. Rand rechts: Confetti di Tivoli. Die größten haben etwan funfzig bis sechszig Fuß im Umfange, und kann man sie mit einem Stocke oder einer Stange gar leicht vom Ufer stoßen. Das Wasser dieses Sees und des daraus fließenden Baches Solforata, dessen ich schon Erwähnung gethan habe, ist kalkicht und schweflicht, daher es das Gras und die kleinen Fäserchen, welche es im Fließen berühret, mit einer weißen Schale und Härte also incrustiret oder überzieht, daß sie den Dragées oder überzogenen Coriander, Anis- und dergleichen Saamen an Gestalt und Farbe völlig gleich kommen, und daher auch Confetti di Tivoli genennt werden4. Das Wasser des itztgedachten Sees und[705] Bachus wird noch heut zu Tage für die Krätze, Geschwüre und Schwindsucht gut gehalten; daß man ihm auch in allen Zeiten eine medicinische Kraft zugeschrieben, und Aeskulaps Tochter die Igia in einem Tempel dieser Gegend verehret habe, beweisen die vom Pinaroli angeführten Inscriptionen: Rand links: Warm Bad.


Proculus Sacerdos

M. D. M. Igiæ Sac.

ad aquas albulas

D. D.


Desgleichen:


C. Julius

S. P. F. D. M.

ad aquas albulas

D. D.


Daß das Wasser dieses Baches insbesondere zu Heilung der Wunden sehr dienlich erachtet worden, erhellet aus STRABONElib. V, und PLINIOHist. Nat. lib. XXXI, cap. 2. Der See ist in seiner Superficie kalt, in dem Grunde aber, wo das Wasser durch die Luft nicht abgekühlet werden kann, sondern der unterirdischen Hitze nahe ist, warm.

Albano ist wegen seiner Alterthümer berühmt, und dienet den Römern um im Frühlinge und Herbste frische Luft zu schöpfen. Rand links: Albano. Eine italienische Meile davon liegt das Castell Gandolfo, woselbst sich Clemens der eilfte öfters aufzuhalten pflegte, für einen Reisenden aber nichts merkwürdiges zu besehen ist. Rand links: Castell Gandolfo.

Die Abtey Grotta Ferrata, zwölf italienische Meilen von Rom, soll auf den ruderibus des Landhauses Cicerons erbauet seyn. Rand links: Grotta Ferrata. In der Kirche zeiget man verschiedene gute Gemälde vom Domenichino, nebst dem vom St. Lukas verfertigten Portraite der heiligen Mutter Maria. Rand links: Portrait der heiligen Maria vom Lukas.

Es fehlet der Gegend um Rom nicht an Petrefactis, und finden sich darunter insonderheit verschiedene Arten von Elephantenzähnen und Knochen, pectunculitæ tam transversim quam per longum striati, pectunculitæ univalves striati majores, conchæ striatæ, conchitæ læves, Corallium articulatum Ferramis Imperati, Turbinitæ fasciati, Dentales, Tubulitæ vermiculares, pectinites bivalves, Chamitæ leviter & transversim striati, Trochi, Purpuræ ventricosæ, Bucardites, Blätter und Aeste von Ellern etc. Rand links: Petrefacta der Gegend um Rom.

Fußnoten

1 Culina war der Ort, wo die Mahlzeiten bey Opfern und Leichenbegängnissen gehalten wurden, wie ausFESTO zu sehen: AGGENVS VRBICVSlib. I de controvers. agrorum ad Julium Frontinum machet die in Vorstädten gelegenen Plätze daraus. woselbst die armen Leute begraben wurden. Zotheca bedeutet nach dem Buchstaben eine bassecour oder einen Hofplatz, worinnen lebendige Thiere unterhalten wurden.


2 Von dem Hercule Saxano hat Joh. Henr. Hagenbuch eine eigene Abhandlung hinterlassen. Soest 1731, 8. Auch Deutschland kennet diese Gottheit aus den nassauischen Denkmaalen des Alterthums. welche einen Stein mit folgender Aufschrift zeigen:


HERCVLI. SAX

ANO. SACRVM

C. SVLPICIVS. MA

TVRVS. LEG. XXII

PRP. ET COMMI

LITONES. LEG. EIV

SDEM. QVI. SVB

EO. SVNT

V. L. S. M.


3 Mit diesen schwimmenden Inseln kömmt völlig überein, was PLINIVSLib. VIII, Ep. XX von demLacu Vadimonis meldet: Color cæruleo albidior, viridiore pressior; sulphuris odos, saporque medicatus, vis qua fracta solidantur, spatium modicum, quod tamen sentiat vemos, & fluctibus intumescat. Nulla in hoc navis (sacer enim est) sed innatant insulæ herbidæ, omnes arundine & junco tectæ, quæque alia fœcundior palus, ipsaque illa extremitas lacus effert. – – – Interdum junctæ copulatæque & continenti similes sunt; interdum discordantibus ventis digeruntur; nommnquam destitutæ tranquillitate singulæ fluitant. Sæpe minores majoribus, velut cymbulæ onerariis, adhærescunt; sæpe inter se maiores minoresque quasi cursum certamenque desumunt; rursus omnes in eundem locum appulsæ, qua steterunt, promovent terram, & modo hac modo illac, lacum reddunt auferuntque; ac tum demum, cum medium tenuere, (non) contrahunt. Constat pecora herbas secuta sic in insulas illas, ut in extremam ripam, procedere solere, nec prius intelligere mobile solum, quam littore abrepta, quasi illata & imposita, circumfusum undique lacum pavent; mox quo tulerit ventus egressa, non magis se descendisse sentire, quam senserint adscendisse. Idem lacus in flumen egeritur, quod ubi se paulisper oculis dedit, specu mergitur, etc. conf.SENECAQuæst. Nat. III, 25. POLYBIVSII, 20. PLIN. Hist. Nat. lib. II, c. 95. Der Lacus Vadimonis liegt nicht weit non dem Einflusse der Nera in die Tiber aber diesseits dieses Flusses und in dem siennischen oder hetrurischen Gebiethe, und muß das Castellum Amerinum oder die prædia Amerina, welche Plinius Secundus besucht halte, als er solchen See in Augenschein nahm, mit der fast gegenüber in Umbria gelegenen kleinen Stadt Ameria oder Almeria nicht vermischet werden. Das Wasser des Lacus Vadimonis hat noch heute zu Tage seine ehemalige Farbe und Geruch, die schwimmenden Inseln aber mangeln ihm.


4 SENECANat. Quæst. lib. III, c. 20:Hoc minus videbitur tibi mirum, si notaveris, Albulam & fere silphuratam aquam circa canales suos tubosque durari.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 706.
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