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[424] Wien 9. Juni 1784.
Mein Letztes werden Sie ohne Zweifel erhalten haben.[424] Ich habe sowohl die Schnallen als auch Ihr Schreiben vom 1. dieses erhalten; die Schnallen sind sehr schön, aber gar zu groß, – ich werde sie gut anzubringen suchen. – Nun wird künftigen Freitag der Hof auf 2, vielleicht gar 3 Monate nach Laxenburg gehen. Ich bin vorige Woche mit Sr. Excellenz Grafen Thun nach Baden, um seinen Vater, welcher von Linz hergereist um die Cur zu gebrauchen, zu besuchen. Im Rückwege sind wir über Laxenburg und haben den Leemann, welcher nun allda Schloßhauptmann ist, besucht; die Tochter war eben nicht zu Hause, er und sie aber haben eine außerordentliche Freude gehabt mich wieder zu sehen. –
Den 12. Da ich durch Besuche verhindert worden, so konnte ich diesen Brief nicht ausschreiben. Ich habe nun also Ihr Schreiben vom 8. auch erhalten. Meine Frau läßt sich meiner Schwester entgegen empfehlen und wird mit nächstem Posttag ein schönes Fürtuch abschicken; – sie wird es aber selbst machen, weil es auf diese Art etwas wohlfeiler und aber viel schöner sein wird. Ich lasse ihr aber sagen, daß in keinem Concerte Adagio, sondern lauter Andante sein müssen; – daß in dem Andante vom Concerte ex D bei dem bewußten Solo in C etwas hineingehört ist ganz sicher, ich werde es ihr auch sobald als möglich mit den Cadenzen zukommen lassen.
Morgen wird beim Herrn Agenten Ployer [vgl. S. 420] zu Döbling auf dem Lande Academie sein, wo die Frl. Babette ihr neues Concert ex G [Köchel Nr. 453], ich das Quintett [mit Blasinstrumenten] und wir beide dann die große Sonate auf 2 Claviere spielen werden. Ich werde den Paisiello mit dem Wagen abholen, um ihm meine Composition und meine Schülerin hören zu lassen. Wenn Maestro Sarti [der Componist von Fra due litiganti il terzo gode, woraus die eine der Tafelmelodien im 2. Finale des Don Juan ist] nicht heute hätte wegreisen müssen, so wäre er auch mit mir hinaus. Sarti ist ein rechtschaffener braver Mann [er war im Gegentheil ein perfider Intriguant], ich habe ihm sehr viel[425] gespielt, endlich auch Variationen auf eine seinige Arie gemacht, woran er sehr viel Freude gehabt hat. – Der Menzl [vgl. S. 424] ist und bleibt ein Esel, – die ganze Sache verhält sich so. Herr v. Ployer fragte mich ob ich keinen Violinisten wüßte, ich sprach mit dem Menzl, der war gleich voll Freuden. Sie können sich vorstellen, was ich ihm als ein ehrlicher Mann rathen konnte, nämlich sich sicher zu stellen; – er ließ sich aber bis auf den letzten Augenblick nicht mehr bei mir sehen, und Hr. von Ployer sagte mir daß er um 400 Fl. und N.B. ein Kleid auf Probe nach Salzburg reisen würde: – zu mir sagte aber Menzl, er sei decretirt, und das zu allen Leuten hier. Ferner kommt es nun heraus daß er verheirathet ist, wovon hier kein Mensch nichts wußte. Seine Frau war aber schon 3 oder 4 Mal beim Hrn. von Ployer. –
Nun habe ich die 3 Sonaten auf Clavier allein, so ich einmal meiner Schwester geschickt habe, die ersteex C, die andere ex A und die 3. ex F dem Artaria zum Stechen gegeben, – dem Toricella aber noch 3, worunter die letzte ex D ist, so ich dem Dürnitz in München gemacht habe96; dann von den sechsen gebe ich 3 Sinfonien in Stich, welche ich dem Fürsten von Fürstenberg dediciren werde. –
In diesem Sommer 1784 heirathete Nannerl, deren Verhältniß mit dem Herrn D'Yppold [S. 274] wegen mangelnder Aussicht auf eine dauernde Verbindung der Liebenden sich wieder gelöst hatte, den Wittwer Johann Baptist Reichsfreiherrn v. Berchthold zu Sonnenburg, Salzburgischen Hofrath und Pfleger des Stiftes St. Gilgen, dessen Pflegetochter auch Mozarts Mutter gewesen war. Der Bruder schreibt bei dieser Gelegenheit folgenden humoristischen Brief, dessen Original der Chorregent Anton Jähndl in Salzburg von der Frau von Sonnenburg selbst erhielt, ihn dann seiner alten Köchin Therese Wagner hinterließ, die ihn in der Hofapotheke in Salzburg hinterlegt hat; dort ist er zu kaufen.
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Mozarts Briefe
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