69. Mozarteum.

[77] Augsburg 25. Oct. 1777.

Das Concert hat 90 Fl. getragen, ohne Abzug der Unkosten. Wir haben also nur mit den 2 Ducaten auf der Stube 100 Fl. eingenommen. Die Unkosten vom Concert haben nicht mehr als 16 Fl. 30 Kr. betragen; den Saal hatte ich frei. Von der Musik glaube ich werden halt viel umsonst gegangen sein. Wir haben nun in Allem 26 oder 27 Fl. verloren. Das geht noch an. Das schreibe ich den 25. Samstag. Heute früh habe ich den Brief empfangen, wo die traurige Nachricht des Tods der Fr. Oberbereiterin darin steht. Nun kann die Frl. Tonerl ein spitziges Maul machen –, vielleicht muß sie es weit aufsperren – und leider leerer wieder zumachen. Wegen der Mundbecken Tochter habe ich gar nichts einzuwenden; dieß habe ich alles schon lange vorher gesehen. Das war eben die Ursache, warum ich so zögerte weg zu reisen und warum es mir so hart ankam. Ich hoffe die Historie wird doch nicht schon in ganz Salzburg bekannt sein? – Ich bitte den Papa recht inständigst zu tuschen so lange es möglich ist und in Gottes-Namen halt die Unkosten, die ihr Vater wegen dem prächtigen Eintritt ins Kloster gehabt hat, unterdessen für mich zu ersetzen bis ich wieder nach Salzburg komme, und das arme Mädl (wie der P. Gaßner in Klösterle) ganz natürlich und ohne alle Hexerey krank, dann wieder gesund mache und so völlig wieder zum Klosterleben bringe.

Ich küsse dem Papa die Hände und danke gehorsamst für den Glückwunsch zu meinem Namenstag. Lebe der Papa unbesorgt, ich habe Gott immer vor Augen. Ich erkenne seine Allmacht, ich fürchte seinen Zorn; ich erkenne aber auch seine Liebe, sein Mitleiden und Barmherzigkeit gegen seine Geschöpfe,[77] er wird seine Diener niemals verlassen. – Wenn es nach seinem Willen geht, so gehet es auch nach meinem; mithin kann es nicht fehlen, ich muß glücklich und zufrieden sein. Ich werde auch ganz gewiß mich befleißen Ihrem Befehl und Rath, den Sie mir zu geben die Güte hatten, auf das Genaueste nachzuleben. Hrn. Bullinger sage ich 1000 Dank für seinen Glückwunsch, ich werde ihm nächstens schreiben und mich selbst bedanken. Unterdessen kann ich ihn nichts als versichern, daß ich keinen bessern aufrichtigern und getreuern Freund weiß, kenne und habe, als ihn. Der Jungfer Sallerl, bey der ich mich auch unterthänigst bedanke, werde ich Verse zur Danksagung in den Brief des Hrn. Bullinger einschliessen. Bei meiner Schwester bedanke ich mich auch, und sie soll nur die Schusterischen Duetti behalten und sich weiter um nichts bekümmern.

Der Papa schreibt mir in ersterm Brief, ich hätte mich mit dem Buben von Langenmantl gemein gemacht. – Nichts weniger! Ich war halt natürlich, sonst weiter nichts. Ich glaube der Papa meint, er ist noch ein Bub; er ist ja schon 21 oder 22 Jahr alt und ist verheirathet. Kann man denn noch ein Bub sein, wenn man verheirathet ist? – Ich bin seitdem nicht mehr hinkommen. Heut trug ich 2 Billets hin zum Abschied und ließ mich excusiren, daß ich nicht hinauf gehe; ich hätte aber noch allzu viel nothwendige Gänge. Jetzt muß ich schliessen, denn die Mama will absolument zum Tisch und einpacken. Morgen reisen wir nach Wallerstein schnurgerade. – Mein liebs Bäsle, welches sich beiderseits empfiehlt, ist nichts weniger als ein Pfaffenschnitzl. Gestern hat sie sich mir zu Gefallen französisch angezogen. Da ist sie um 5 Procent schöner. Nun addio.

Am 26. October reisten Mutter und Sohn nach Mannheim. Die Mutter schreibt, Wolfgang müsse heut noch nach Augsburg schreiben. »Er wird Dir also heunt schwerlich schreiben können, denn jetzt ist er in der Oratorienprobe, – bitte also mit meiner Wenigkeit allein vorlieb zu nehmen.« Gleich darauf Wolfgang:

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 77-78.
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