89. Mozarteum.

[118] Mannheim 10. Jan. 1778.

Ja das wünsche ich auch von ganzem Herzen.34 Meinen wahren Wunsch werden Sie schon in den letzten Schreiben abgenommen haben. Wegen meiner Mama ihrer Rückreise ist es wahrhaftig Zeit, daß wir daran denken; denn obwohl die Zeit her immer Proben von der Oper waren, so ist es doch gar nicht gewiß, ob die Oper aufgeführt wird, und wenn sie nicht gegeben wird, so werden wir glaublicher Weise den 15. Februar abreisen. – Dann (nachdem ich Ihren Rath darüber gehört haben werde) werde ich der Meinung und Art meiner Reisecompagnons folgen, und mir wie sie ein schwarzes Kleid machen lassen und die gallonirten Kleider, weil sie ohnehin in Paris nicht mehr Mode sind, für Deutschland sparen. Erstlich ist es eine Menage (und das ist meine Hauptabsicht auf meiner Pariser Reise) und zweitens steht es gut und ist Campagne- und Gallakleid zugleich. Mit einem schwarzen Rock kann man überall hingehen. Heut hat der Schneider just dem Hrn. Wendling sein Kleid gebracht. Was ich aber von meinen Kleidern mitzunehmen gesinnt bin, ist mein brauner Pucefarbener Spagnoletrock und die beiden Westen.

Nun was anders. Der Hr. Wieland ist, nachdem er mich nun 2 Mal gesehen hat, ganz bezaubert. Er sagte das letztemal nach allen möglichen Lobsprüchen zu mir: »Es ist ein rechtes Glück für mich, daß ich Sie hier angetroffen habe«, – und drückte mich bei der Hand. Heut ist die »Rosamunde« im Theater probirt worden, sie ist – – gut, aber sonst nichts. Denn wenn sie schlecht wäre, so könnte man sie ja nicht aufführen? – gleichwie man nicht schlafen kann ohne in einem Bett zu liegen! Doch es ist keine Regel ohne Ausnahme, – ich habe das Beispiel gesehen. Drum gute Nacht! – Nun etwas Gescheidtes. Ich weiß ganz gewiß daß der Kaiser im Sinn hat in Wien eine deutsche[119] Oper aufzurichten und daß er einen jungen Capellmeister, der die deutsche Sprache versteht, Genie hat und im Stande ist, etwas Neues auf die Welt zu bringen, mit allem Ernst sucht. Benda zu Gotha sucht und Schweitzer aber will durchdringen. Ich glaube, das wäre so eine gute Sache für mich; aber gut bezahlt, das versteht sich. Wenn mir der Kaiser tausend Gulden gibt, so schreibe ich ihm eine deutsche Oper, und wenn er mich nicht behalten will, so ist es mir einerlei. Ich bitte Sie, schreiben Sie an alle erdenklichen guten Freunde in Wien, daß ich im Stande bin dem Kaiser Ehre zu machen. Wenn er anders nicht will, so soll er mich mit einer Oper probiren. – Was er hernach machen will, das ist mir einerlei. Adieu. Ich bitte aber das Ding gleich in Gang zu bringen, sonst möchte mir jemand vorkommen.

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»Gott gebe nur den lieben Frieden«, hatte die Mutter geschrieben, weil man viel von der Besetzung Bayerns durch die Preußen und Österreicher wegen der Erbfolge sprach.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 118-120.
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