184.

[57] Salzb. den 20 July 1778.


Mein lieber Sohn!


Ich bin äuserst für Deine gesundheit besorget, und muß so lange warten bis ich ein schreiben von Dir erhalte, da Du nicht schreiben wirst, bis Du nicht meinen Brief vom 13 erhalten hast. h: Bullinger konnte Dir damals nicht schreiben weil die Post um 5 uhr schon abgeht und nur ich meinen Brief noch ausschreiben konnte, aus dem Du verstanden, daß er seine Commißion sehr gut gemacht hat. Er wird Dir schon ein andersmahl schreiben beym Arco ist alles im Hauß voll, indem die gräfin Podsdatsky – der Bischof von Königsgraz – des gr: Leopoldi vatter und Mutter, – und die Stift Dame Teresia Arco dawohnen. Du hättest mir ia doch eher schreiben können: mir müssen alle wegen deiner in Ängsten leben. Das Bedauern und Leidwesen war in der ganzen Statt unbeschreiblich und allgemein: Deine liebe seel: Mutter war von Kindheit an bekannt und aller Orten geliebt, dann sie war mit allen freundlich und beleidigte keinen Menschen. Hagenauersche, Rubinische, schöpfer, andere Kaufleute, die Mitzerl x: und so gar die fr: von Pelegrini eine alte Profeßors Wittwe, die nicht mehr am Leben glaubte, liessen heil: Messen für dieMamma lesen. von allen unsern recht nahen guten freunden will gar keine Meldung machen, und was ich mir für gewalt anthun muß, mir es aus dem Kopf zu bringen, davon schweige gänzlich, Deine schwester muntert mich auf, und nun sind meine angstvollen gedanken bey Dir – Du siehst ich schicke Dir schwarzes Pulver auf der Post, gott gebe, daß es dich gesund antrift, schreibe [57] wie viel Du dafür hast zahlen müssen. Mann nimmt 2 grosse gehaufte Messerspitz voll. wo bist du dann itzt? ich vermuthe beym h: Baron von Grimm im Hause. alle der Mamma seel: Kleider – wäsche – und ihre uhrRing und anderes geschmuck wirst du hoffentlich gut verwaret haben. alles dieses muß nach der Hand sicher, wohlversorgt und recht gut in einen verschlag oder Küste gepackt und hieher geschickt werden. Dieses muß aber durch eine art fuhrleute geschehen, dern sich die Kaufleute bey versendung ihrer waaren bedienen, und es muß einem Kaufmann, wie glaube die Commißion gegeben werden. h: B: v Grimm oder der h: Chursachs: h: gesandte werden Dir zu rathen wiss: oder h: Vital Gschwendner der bey Messieurs Korman x: Banquiers Rue St. Martin sich befindet. Da kannst Du die Concert vom schrötter (davon nur eines ex Eb kenne) und die Sonaten vom Hüllmandl (der mir ganz unbekannt) – dann die französische violinschule – beylegen. kannst du uns mit etwas von Dir eine freude machen, so thue es! wenn kommt wieder eine solche bequeme gelegenheit uns etwas zu schicken? – wir wollen lieber ein wenig gedult haben. was du mir mitten unter der Begebenheit des traurigsten hintritt Deiner lieben Mutter, die ich gänzlich Dirund meiner Ruhe aufgeopfert, in Deinem Brief einfliessen läßt, und Dir ausbittest Deine gedanken, die du im Kopf hast, nicht eher auszuforschen, bis es nicht zeit, dieses kann mir gar nicht zur Beruhigung seyn: denn ich glaubte immer Du solltest mich eher und mehr als Deinen besten freund als für einen vatter ansehen; indem hundert Proben hast, daß ich in meinem Leben mehr für Dein glück und vergnügen, als für das meinige besorgt war; ich glaubte Du solltest mich zu Rathe ziehen da ich besser die Sache überdenken und die Weege ausfindig machen kann, die NB ohne mich zu kränken könnten ergriffen werden. – und Deinen vatter wirst doch wohl nicht hinwerfen?. – und könntest Du nicht einen schritt wagen, der dich zwischen 2 feuer brächte? – Du weist wie Dich Deine geschwind in den Kopf gebrachte Meinung schon oft betrogen hat. bedenke was vorträglicher ist – mich [58] deinen vatter und freund zu hören – oder etwas in Luft zu denken – und bey der ausführung den vatter zu Tödten. Wir Küssen Dich beyde und bin Dein redlicher vatter

Mzt

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 4. München/ Leipzig 1914, S. 57-59.
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