13. An Eduard und Therese Schumann.

[344] Leipzig den 28. August 1836.


Lieber Eduard und Therese,


Abkommen kann ich leider nicht, so gern ich möchte. Auch scheint mir's nicht zur Sache nöthig. Ich überlasse es Oberländern, was er in meinem Interesse zu thun für gut befindet. Nur daß ich bald die eigentliche Dividende erfahre.

Wie siehst Du denn aus, meine gar geliebte Rose! Abends gehe ich mit dem festen Vorsatz zu Bett: »morgen schreibst Du« und früh bin ich gewöhnlich kalt und traurig. Und so ruhte er bis jetzt. Eben schrieb ich an Chopin, der in Marienbad sein soll, ob er auch wirklich da ist. Jedenfalls käme ich ohnedies im Herbst noch einmal zu Euch. Schreibt mir aber Chopin gleich, so reife ich eher und über Karlsbad nach Marienbad. Therese, wie wär' es! Du mußt mit! lies erst die Antwort von Chopin und dann über das Andere ausführlich.

Wie fleißig ich bin, müßt Ihr an der Zeitschrift sehen. Doch brennt mir's unter den Sohlen und ich möchte weit weg. Von Daslinger hoffe ich alle Tage auf einen entscheidenden Brief. Dr. Schlemmer ist in London und bleibt da sammt Rothschild. Da hab' ich einen Tag lang den schwarzen Frack angehabt. Und David, höre, heirathet[344] in wenigen Wochen eine Baronin v. Liphardt aus Dorpat mit ihren 100000 Thlr. – Gestern gestand er's mir selbst. Wären wir doch auch im Hafen! – Mendelssohn kömmt in 4 Wochen. Zur Voigt komme ich viel. Zu Mittag mit David zu Tisch dort. Goethe's Geburtstag.

Adieu, Liebe! Habe viel zu thun. Sieh mich einmal an Therese! So.


Grüße an Natalien.

R. S.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 344-345.
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