17. An Keferstein in Jena.

[349] Leipzig, 31. 1. 37.


Mein verehrter Herr,


Für was können Sie mich halten nach so vielen empfangenen Freundschaftszeichen, als für einen Undankbaren, mit dem weder im Guten noch im Schlimmen etwas anzufangen.

Seit Ihrem letzten Hiersein fuhr es aber auch so bunt durcheinander,[349] äußerlich wie innerlich, daß ich nur das Nothwendigste abthun konnte und oft das Liebste bei Seite legen mußte. Heute habe ich mir aber fest vorgenommen, nicht eher abzulassen, als bis Sie es ordentlich erfahren haben, wie werth mir Ihre Theilnahme an meinen Bestrebungen ist.

Ihr erster Brief enthält viel Wahres. Gegen den Gang der Verhältnisse läßt sich aber nicht so leicht anrennen. Die Zeitschrift aufgeben, hieße den ganzen Rückhalt verlieren, den jeder Künstler haben soll, soll es ihm leicht und frei von der Hand gehen. An große Compositionen kann ich freilich nicht denken; so seien es wenigstens kleinere.

Ich schicke Ihnen hier die Sonate; es folgen ihr später noch mehrere. Betrachten Sie sie liebevoll, so wird sie Ihnen antworten. Es hängt viel altes Herzblut daran.

Sie sagten mir bei Ihrem Hiersein, daß Sie gern eine Anzeige meiner Compositionen in die Cäcilia besorgen wollten. Fählen Sie noch Lust, so schreiben Sie mir. Sie erhalten dann noch mehr. Doch wünschte ich natürlich, daß Sie lieber ein ganzes Resumé, ein Charakterbild, soweit sich eines zusammensetzen läßt, gäben, als eine specialisirende Recension nach dem gewöhnlichen Schlag. Die Cäcilia ist das einzige Blatt, worin etwas über mich gesagt werden darf. Meine Zeitung ist für Andere da; und Fink hütet sich wohl, Dummes über mich zu sagen, wie er es würde, wenn er öffentlich darüber spräche. Also, wie Sie wollen!

Für die Zeitung wünscht ich auch bald ein paar freie Aufsätze. Ueber Löwe bedarf ich Ihrer Hülfe nicht mehr. Für die übersandten Correspondenznachrichten dank' ich herzlich und doppelt.

Eben bekomme ich eine Abhaltung. Darum nur noch ein Lebewohl.


Vergessen Sie nicht

Ihren

ergebensten

Schumann.


P. S. Eben fällt mir ein, daß es besser ist, ich schicke den Brief durch Post, die Sonate durch Buchhändlergelegenheit, durch welche letztere Sie sie ehestens erhalten.

S.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 349-350.
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