26. An J. Fischhof.

[362] Leipzig, den 8. Mai 1838.


Lieber Herr und Freund,


Meine Kreisleriana sind fertig und ich möchte Sie wohl bald gedruckt sehen. Wollten Sie mir dazu behilflich sein? Bei Härtels, die[362] schon vier große Sachen in diesem Jahre verlegen, dauert es mir zu lange. Also möchte ich Haslingern bitten durch Ihre gütige Vormundschaft. Der Titel ist


Kreisleriana

Phantasieen f. Pfte.

Frl. Clara Wieck zugeeignet14.

op. –


und das Ganze giebt 8 bis 9 Druckbogen. Das Honorar wie bei den Etudes symphoniques. – Der Druck bis zu Michaelis fertig (eine Hauptbedingung, weil ich's sonst lieber Breitkopf's gebe, die auch mehr bezahlen) –

Um diese Gefälligkeit bitte ich Sie denn freundlich, auch wenn es Ihnen möglich ist, um Eile, weil ich die Composition an Schott gebe, wenn Haslinger Zeit fehlt.

Für Ihre pünktlichen Nachrichten meinen allerbesten Dank. Liszt hat mir selbst geschrieben. Ist er schon fort wieder?

Die Pauline Garcia und Beriot sind gestern angekommen; Sie werden sie bald in Wien haben.

Ueber Vieles Andere, was Sie vielleicht interessiren wird, und sehr Wichtiges in der nächsten Zeit.

Vergessen Sie nicht, Ihr Tagebuch fortzusetzen; die Form und die kurzen Urtheile sagen mir ganz zu.

Thalberg soll wieder bei Ihnen eingetroffen sein. Schreiben Sie mir es wohl? Schickt es sich wohl, daß ich ihm ein Exemplar der Davidsbündlertänze oder Phantasiestücke schicke? Ich habe ihn nämlich noch nie gesehen. Wie stehen Sie zu ihm?

Zu fernerer Freundschaft empfohlen


mit herzlichem Gruß

Ihr

R. Schumann.


Vergessen Sie nicht Ihre Auslagen für mich (Noten für Lizst) und sonstige sich zu notiren. Wissen Sie nichts von Clara Wieck. Wir haben alle Spur seit Wien verloren. Adieu, mein theurer Freund.[363]


14

Die veröffentlichte Ausgabe der »Kreisleriana« ist Chopin zugeeignet.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 362-364.
Lizenz:
Kategorien: