28. An Josef Fischhof.

[365] Leipzig, den 6. Juli 1838.


Es ist ja ganz still zwischen uns auf einmal. Gewiß habe ich daran die Schuld, und dann seit drei Wochen anhaltendes Kränkeln. Jetzt geht es besser, und Sie sind der Erste, der einen Brief erhält.

Mit Schmerzen warte ich auf die Fortsetzung des Tagebuches; es reicht erst bis Mitte April. Vergessen Sie nicht bald an mich und die Zeitschrift zu denken. Wieck hat zwar zu meinem Verleger gesagt, Sie würden kein Wort mehr schicken, da ich Ihren Aufsatz noch nicht gebracht hätte; doch glaube ich, hat er, wie so oft, dies rein aus der Luft gegriffen und es ist Ihnen sicherlich eine solche Aeußerung nicht über die Lippen gekommen. Und nun eben zu Ihrem Aufsatz. Ich[365] habe ihn wiederholt gelesen und muß in Ihrem Interesse zu meiner früheren Bitte zurückkehren, ihn noch einmal zu überarbeiten. Etwas Gutes ist immer zeitgemäß; der Aufsatz kommt dann auch in ein paar Monaten nicht zu spät. Bei Wieck ist Alles Partheygängerei; wäre es nicht das Spiel, er bekümmerte sich nicht um Sie, um mich, um die ganze Zeitschrift. Ich bin hier unpartheiisch, sehe klarer. Ihre Ansicht im Ganzen ist ja auch die Meinige; es fehlt aber die Gliederung, der Abschluß nach meiner Ansicht. Warum soll ich Ihnen das verhehlen! Sie sind mir stets so freundlich gesinnt gewesen, und ich erwiderte dies so gern mit Offenheit, wie ich Sie um diese auch in Ihren Ansichten über meine Bestrebungen ersuche. Nur so nutzt man sich wahrhaft und kommt weiter; und so hat die Freundschaft für mich Bedeutung und Werth. Schmeicheln und Achselzucken führt zu nichts. Jetzt schreiben Sie mir bald ein gutes Wort; den Aufsatz verwahre ich und bis dahin.

Für Ihre Verwendung bei Haslinger danke zum Schönsten; vielleicht kömmt auch einmal die Zeit, wo ich Ihnen für so Vieles danken kann durch mehr als durch Worte. Vergessen Sie mich nicht und behalten mich lieb

Ihren

R. Schumann.


Was sagt Lannoy zur Erwiderung17. Was Sie? Schreiben Sie mir ein Wort.

17

Sie betraf eine Bd. 8 S. 180 der neuen Zeitschrift für Musik befindliche von Schuman's Hand herrührende Diversion gegen einen in Nr. 95 der Wiener Theaterzeitung enthaltenen Ausfall Lannoy's auf die, in der neuen Zeitschrift für Musik Bd. 8 S. 135 gegebene Correspondenz »Liszt in Wien«.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 365-366.
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