36. An Keferstein.

[380] Leipzig, den 29. Februar 1840.


Mein verehrtester Freund,


So wäre denn alles da zu meiner Freude. Das Elogium ist so ehrenvoll, daß ich wohl Ihnen einen Theil meines Dankes dafür schulde. Es hat mich und meine Freunde auf das Innigste gefreut. Das erste war wie natürlich, daß ein Exemplar nach dem Norden geschickt wurde, zu meinem Mädchen, das wie ein Kind noch ist und springen wird vor Lust, eine Doctorbraut zu sein. Schreiben und danken wird sie Ihnen wohl selbst, Bild und Handschrift aber erst von Berlin schicken, wo sie alles beieinander hat. Die Reise nach Copenhagen, wohin ich sie mit der Mutter begleiten wollte, wird sie wahrscheinlich aufgeben, da sie zu[380] viel Furcht vor der See hat. Vielleicht geschieht es aber doch noch. Jedenfalls sehe ich sie bald und was das für Stunden sind, am Clavier mit ihr zu schwärmen und sonst auch, brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.

Und nun nochmals meinen Dank für Ihre Fürsprache, Ihre Bemühungen, Ihre Eile. Die Freundschaft hat auch Flügel, wie ich nun erfahren habe, und ich denke, Sie dürfen sich auf meine verlassen, wenn es Ihnen einmal in den Gedanken kommen sollte, sie zu erproben. Hrn. Hofrath Reinhold schreibe ich nachher selbst einige Worte; seine dem Diplom beigelegten Zeilen waren sehr freundlich.

Ueber unsere Zeitschriftsangelegenheiten lege ich hier etwas Contractliches bei. Mit Freuden sehe ich einer baldigen Sendung entgegen. Da Sie Becker's Hausmusik bereits gelesen haben, so wäre mir eine kurze Anzeige, vielleicht von einer Columne, darüber sehr erwünscht. Kurz möchte ich sie, einmal weil Becker stabiler Mitarbeiter an der Zeitschrift ist, dann weil die meisten Artikel des Buches schon in ihr gedruckt sind. Gesprochen hab ich ihn seit lange nicht; Ihre Recension schickte ich ihm gleich nach Empfang zu. – Bald denke ich Ihnen auch von meinen Gesangsachen zeigen zu können; es erscheint jetzt Mehreres bei Breitkopf und Härtel. Es ist doch gar zu kleinlich von Fink, von meinen Klaviercompositionen, die sich denn doch immer auf eine Art hervorthun, daß sie eigentlich gar nicht übersehen werden können, seit wohl neun Jahren26 keine einzige erwähnt zu haben; nicht meines Namens willen ärgert es mich, sondern der Richtung halber von der ich weiß, daß sie die der späteren Musik überhaupt sein wird. Im Neuromantiker steckt viel guter Willen; aber die Composition ist freilich äußerst schwach. – – – – – Sie können auch den 2. Theil davon haben; auch das ganze Buch schickt Ihnen der Verfasser27 wohl mit Vergnügen, wenn Sie ihm vielleicht einige Zeilen in der Literaturzeitung gönnen wollten. Auf die Nummer der Literaturzeitung, in der die Doctoranzeige steht, bitte ich Sie mich aufmerksam zu machen, da ich sie nicht regelmäßig zu lesen bekomme.

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Können Sie mir über den Plan der Weimar'schen Akademie nichts Näheres sagen? Es ist das erste, was ich davon erfahre. Steht es mit dem Institut Lobe's im Zusammenhang?

Schreiben Sie mir bald, und glauben

Ihrem

ergebenen

der sich zum erstenmal unterzeichnet

Dr. R. Schumann.

26

Diese neun Jahr sind auf sieben zu reduciren, wie die damals von Fink redigirte »allgemeine musikalische Zeitung« erweist; aber auch das ist lange genug und wirklich unbegreiflich.

27

Julius Becker.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 380-382.
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