37. An Keferstein.

[382] Leipzig, den 21. März 1840.


Mein theurer Freund,


Liszt hat mich in den letzten Tagen ganz aus meiner Ordnung gebracht, weshalb Sie die späte Antwort auf Ihre letzten zwei Sendungen entschuldigen wollen. Auch zum Lesen Ihrer Aufsätze habe ich trotz bestem Willen noch nicht Zeit gewinnen können.

Dem alten Herrn bitte ich Sie nicht zu schreiben. An eine Versöhnung zwischen uns ist nie zu denken, wenigstens von meiner Seite nicht. Bei genauer Kenntniß seiner Handlungsweise würden Sie das natürlich finden. Es muß nun Alles auf Wegen Rechtes entschieden werden. – – – – – – – – Leider ist es so. Uebrigens danke ich Ihnen für die angebotene Vermittelung auf das Herzlichste.

Wären Sie doch jetzt hier. Liszt würde Ihnen zu rathen geben. Er ist gar zu außerordentlich. In der Zeitung werden Sie über ihn lesen. Die Zeitung hab' ich für Sie schon vor vielen Tagen bestellt. Mein Aufsatz über die Schubert'sche Symphonie wird Sie vielleicht interessiren.

Hr. Julius Becker sendet Ihnen ehestens den andern Theil seines Buches. Beurtheilen Sie ihn schonend, er steht freilich noch nicht auf sichern Füßen, hat aber guten Willen und poetische Anlage.

Ueber die Mayer'schen Etüden, wie über alle Instrumentalcompositionen, berichte ich immer selbst, ohne deshalb bei wichtigen Werken doppelte Besprechung ausschließen zu wollen. Ehe Sie ähnliche[382] kritische Artikel beginnen, haben Sie immer die Güte mir es voraus zu schreiben.

In einigen Wochen will ich auf 14 Tage zu Klara, wo wir dann oft Ihrer gedenken werden.

Ihre Einlage ist gleich von mir fortgeschickt worden. Albumblatt und Bild erhalten Sie später noch.

Verzeihen Sie die Flucht; mich drängt's zu Liszt, der mir von meinen Compositionen heute spielen will.


In herzlicher Zuneigung

Ihr

Schumann.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 382-383.
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