42. An August Kahlert in Breslau.

[388] Leipzig, d. 10. Mai 1842.


Mein verehrter Freund,


Hand's Aesthetik liegt schon seit Jahr und Tag bei mir – könnten Sie Sich zu einer Recension entschließen?

Dank für die Symphonierecension. Eine ganz vollkommene Ausführung[388] würde Ihnen, glaub' ich, noch manches in einem anderen Lichte erscheinen lassen. Der Künstler muß aber schon froh sein, wenn er im Kritiker überhaupt Sympathieen angeregt – und dies hab ich bei Ihnen, wie mir jede Zeile Ihres Aufsatzes sagt. Meinen Liedercompositionen wünschte ich, daß Sie sich sie genauer ansähen. Sie sprechen von meiner Zukunft. Ich getraue mir nicht, mehr versprechen zu können, als ich (gerade im Lied) geleistet, und ich bin auch zufrieden damit.

Verzeihen Sie die vielen »mein« und »mir« und »ich« – ich möchte auch gern bald von Ihnen wieder hören.

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Die Zeitschrift steht seit einigen Jahren sehr gut. Vorher hatte sie aber freilich die Unterstützung ihrer Freunde nöthig wie jedes junge Blatt – dies glauben Sie mir wohl! Von nun an berechnen wir uns aber regelmäßig halbjährlich.

Meine Frau ist mir glücklich und mit Ehren ausgezeichnet von Copenhagen zurückgekommen; ich konnte sie leider nur bis Hamburg geleiten. Sie läßt Sie grüßen. Das Hamburger Unglück beschäftigt uns auf das Entsetzlichste.

Geben Sie mir bald gute Nachrichten von Ihrem inneren und äußeren Leben, und gedenken freundschaftlich

Ihres

R. Schumann.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 388-389.
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