58. An Hiller in Düsseldorf.

[404] Dresden, d. 1. Januar 1848.


Lieber Hiller,


Den ersten Brief im Jahr erhälst Du – und auch die erste Bitte um Entschuldigung meines langen Schweigens auf Deinen freundschaftlichen. Aber seit Du fort bist, habe ich viel Arbeit gehabt und auch abgethan. Doch davon nachher.

Neues giebt's nur wenig von hier zu sagen. Abonnementconzerte sollen nun doch drei sein – im Opernhause – die Wehen scheinen aber furchtbar. Wagner will auch Bach'sche Messen darin zu Gehör bringen. Ich sprach ihn vor Kurzem, er sieht nicht gut, will aber bald an Lohengrin.

Bei Bendemann's waren wir am Weihnachtsfeiertag – es geht ihnen gut, bis auf Hübner, der lange unwohl war. Oft gedenken wir Deiner. Auch in der Liedertafel, die mir Freude macht und zu manchem anregt. Dein »Kriegslied« zeigte mir Hr. Bartheldes; gesungen haben wir's noch nicht. Von mir erscheinen auch 3 Patriotica nächstens; sieh Dir sie doch an.

Auch der Chorverein tritt in's Leben – den 5. zum ersten Mal. Bis jetzt sind 117 Mitglieder – d.h. 57 wirkliche, die andern zahlende. Dies Alles hat mich viel beschäftigt. Der Verlaß auf die Kräfte steigert sich doch mit der Arbeit; ich seh' es recht deutlich – und kann ich mich auch noch nicht recht gesund halten, so steht es doch auch nicht so schlimm, als es Grübelei manchmal vormalt.

Dabei war ich musikalisch sehr fleißig. Sprechen mag ich nicht davon, als ich ein Ziel des Gelingens sehe. Möchtest Du Dich auch[404] in Deinem Kreise ganz heimisch fühlen. Es wird Dir nicht ausbleiben – Freude und Lohn Deines Wirkens –

Die Stimmen der Peri wirst Du in den nächsten Tagen bekommen. Großen Spaß hat mir die Nachricht gemacht, daß sie in New-York nächstens zur Aufführung kommt.

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Nimm Dich des lieben Kindes, das Du ja mit aufwachsen gesehen, freundlich an! – Hast Du in Berlin wegen Deiner Oper Dich umgethan? – Und hast Du noch keinen Gedanken wegen eines neuen Oratoriums? Schreibe uns bald wieder! Meine Frau will noch ein paar Worte herschreiben.

Grüße die Deinige und gedenke manchmal Deines


ergebenen

R. Schumann.

Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 404-405.
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