65. An Franz Brendel in Leipzig.

[413] (Ostern 1849.)


Lieber Brendel!


Der junge Herr von Bülow bittet mich um ein paar Zeilen an Sie, die ich ihm mit Vergnügen gebe, da er ein sehr guter Clavierspieler und sonst auch ein gebildeter, nach näherer Bekanntschaft wol zu leidender Mensch ist. Ich bitte ihn freundlich aufzunehmen. – Meine Oper, vielmehr ihre Aufführung soll durch Intriguen dortiger Musiker möglichst verzögert werden. So schreibt man mir. Aber ich glaube es nicht. Und wäre es, so kann es zuletzt nur nützen. Ehrlichkeit währt am längsten – und daß ich es gut und ehrlich meine mit der Kunst, das wissen Sie ja.

Für heute im Flug nur dies Wenige. Ueber kurz oder lang sehen wir uns, hoffe ich.

Ihr

R. Sch.


Ihr Aufsatz über die Kritik des Publicum's hat mir sehr gefallen – auch der über das Arrangement meiner Symphonie mich gefreut; nur war darin Gade vergessen worden, was mir leid thut.[413]


Quelle:
Wasielewski, Wilhelm Joseph von: Robert Schumann. Bonn 31880, S. 413-414.
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