[452] Dürfte man sich nur an diejenigen Formen dieser Klasse halten, welche als einzeln lebende Individuen zu voller Entwickelung und geschlechtlicher Vermehrung gelangen, so würde die allgemeine Charakterisirung keine Schwierigkeiten machen. Sie wären diejenigen Coelenteraten, welche mit meist deutlich oder sehr deutlich ausgeprägtem strahligen Baue einen melonen-, schirm- oder scheibenförmigen Körper von gallertiger oder weich knorpeliger Beschaffenheit verbinden und als durchsichtige oder durchscheinende, farblose oder zartgefärbte Wesen dem offenen Meere angehören. Ihre Größe wechselt von der eines Sandkörnchens bis zu ein drittel Meter im Durchmesser und darüber, die langen Sink- und Fangfäden ungerechnet, welche sich ellenweit ausdehnen und zur Umstrickung und, vermittels Giftabsonderung, Betäubung der ihnen zur Beute fallenden kleineren Thiere dienen. Es fällt dem ordnenden Systematiker, wie gesagt, nicht schwer, alle diese als Individuen frei schwimmenden Quallen in das Fachwerk der Ordnungs- und Familienrubriken einzurangiren. Allein zu ihnen gesellt sich solch eine verwirrende Masse von Sippen, von denen man nicht recht sagen kann, bestehen sie aus Individuen oder aus Kolonien, ferner von solchen, welche bloß den Larven oder den Zwischengenerationen der freien glockenförmigen Formen gleichen, daß man darüber in gelinde Verzweiflung gerathen kann; – dies jedoch glücklicherweise nur, wenn man die lebendige Welt in das alte überlieferte Schulschema zwängen will. Ist man aber des Resultates der neueren wissenschaftlichen Thierkunde eingedenk, daß in der Entwickelung des Organischen das Princip der freien Bahn vorherrscht, so gestalten sich auch die früher ganz unverstandenen Reihen der Quallen und sogenannten Quallenpolypen zur verständlichen, wenn auch nicht mit einer weisen Definition von einigen Zeilen zu beschreibenden Einheit. Wir dürfen leider nur einzelne Punkte aus jenen Reihen herausgreifen und damit den Zusammenhang mehr ahnen lassen, als wirklich aufdecken.