Dritte Unterklasse: Die Bandwürmer[165] (Cestodes)

Mit den Trichinen sind die Bandwürmer so populär, daß man auch in guter, nicht gerade medicinischer Gesellschaft wagen darf, von ihnen und ihren Lebensschicksalen eingehender zu sprechen. Sich mit ihnen, ihren Verwandlungen und unfreiwilligen Wanderungen bekannt zu machen, ist nicht bloß Pflicht einer jeden Hausfrau, welche in ihrer Küche eine vernünftige Sanitätspolizei üben will, sondern auch das Interesse an der Zusammensetzung des merkwürdigen Vielwesens, das man Bandwurm – als ob es nur ein Thier wäre – zu nennen gewohnt ist, und an den Irrfahrten seiner Jugendzustände ist in den Vordergrund zu stellen. Schließlich ist der in einem weißen Glase in reinem Spiritus mit Hülfe einer Glaskugel museummäßig aufbewahrte Bandwurm nichts weniger als unappetitlich. Auch braucht man ja nicht gerade an die menschlichen Bandwürmer zu denken. Hunde, Katzen, Frösche, Fische liefern deren zu beliebiger Auswahl. Am allervertrautesten machen wir uns aber ohne jeden ästhetischen Skrupel mit jenen Gästen der Schnepfe, wenn wir sie, mit gewissen Bestandtheilen des Vogels zubereitet, als Delikatesse genießen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Zweiter Band: Die Niederen Thiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887., S. 165.
Lizenz:
Kategorien: